Australien ist Wein-Boom-Land. Die Rebfläche wächst gigantisch. Gerade hat sie die von Deutschland überfluegelt. Die Produktion hat sich in den vergangenen 10 Jahren leicht verdoppelt. Und noch immer werden gigantische Flächen neu angelegt. Jedes Jahr kommt derzeit praktisch ein Gebiet wie die Mosel oder Württemberg dazu.
Wein ist "business". Nur vier Unternehmen liefern 70% der Weinerzeugung Australiens (Southcorp mit Penfolds und Lindemans; Orlando-Wyndham mit Jacob's Creek; Brl Hardy und Mildara Blass). 1200 Familienweingueter stehen ihnen gegenüber. Die Hälfte davon ist mit deutschen Durchschnittbetrieben vergleichbar, das sind die ganz kleinen (oft auch feinen). Der Rest ist meist sehr deutlich grösser. Immerhin ist es mit Hilfe dieser Familienbetriebe gelungen, Australien ein sehr viel individuelleres Image zu geben als es z.B. das artverwandte Chile hat, wo es praktisch ausschliesslich Grosskellereien gibt.
Wo der Wein wächst: Hauptsaechlich im Südosten Australiens im Dreieck Adelaide, Melbourne, Sidney. Die bekanntesten Anbaugebiete: Barossa Valley, Hunter Valley, Yarra Valley, Coonawarra, McLaren Vale. Mittendrin in diesem Riesengebiet liegen auch die Massenregionen Murrumbrigdee und The Riverland, die kaum auf Etiketten auftauchen, sondern nur Verschnittweine bringen. Westaustralien liefert viel weniger Wein, aber viele imagetraechtige Tropfen, z.B. vom Margaret River oder dem Swan Valley. In den meisten Regionen herrschen optimale Wetter-Bedingungen für die Rebe.
Wie der Wein wächst: Die Australier kennen keine Steillagen, die Weinberge sind vollmechanisiert. Das reicht vom Rebschnitt bis zur Ernte mit dem Vollernter. Wo das Wasser fehlt, wird mit Bewässerung nachgeholfen.
Rebsorten: Die Shiraz-Rebe ist die derzeit wohl am meisten mit Australien verbundene. Als Sirah ist sie ursprünglich an der Rhone in Frankreich zuhause. Dahinter kommt Cabernet Sauvignon, die Welt-Weinsorte, dann der weisse Chardonnay, und dahinter lange nichts - jedenfalls nicht in gleicher Menge. Aber grundsätzlich werden sehr viele Sorten anbaut, es gibt nämlich keine gesetzlichen Beschränkungen - die Australier können dadurch extrem schnell auf Markttrends reagieren. Sie haben in nur einem Jahrzehnt ihren Anbau völlig von Weissen auf Rote Sorten umgestellt. Während sie einige Jahre extrem auf Chardonnay gesetzt haben, ist jetzt Shiraz "dran". Aber sie haben auch Erfahrung mit dem italienischen Sangiovese oder dem spanischen Tempranillo.
Wie die Australier Wein machen: Immer hart am Geschmack der (Massen-)Kunden. Auch da sind die gesetzlichen Vorschriften milde. Holzchips statt echtem Holzfass oder künstliche Mostkonzentrierung. Was immer den Wein "besser" macht - sprich: marktgaengiger - wird zumindest ausprobiert. Das günstige Klima führt zu sehr "kräftigen" Tropfen, wuchtig und intensiv. Die meisten Konsum-Weine sind sehr "technisch" gemacht und auf "junge Frucht" getrimmt. Man sollte also die Lagerfähigkeit nicht überschaetzen. Das Gros der Weine ist zum Gleich-Trinken gedacht. Nur Spitzenweine, die jeweils sehr rar sind (Extrembeispiel Penfolds Grange), können lange gelagert werden.
Wer trinkt australischen Wein?
Vor allem die Australier selbst (60%). Sie exportieren etwa genauso viel wie die Deutschen, nämlich 2, 5 Mio Hektoliter im Jahr. Hauptabnehmer: die Usa und Grossbritannien. Auf dem deutschen Markt
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