Den Rheingau könnte man auch als die Wiege des Rieslings bezeichnen. Noch heute ist weit über 80 % der gesamten Rebfläche mit Riesling bestockt, und er ist auch nicht mehr wegzudenken.
Aristokratische Häuser und alte gepflegte Schlösser sind Zeugnis einer schon früher blühenden Weinkultur. Wer kennt nicht das Zisterzienserkloster Eberbach, Schloss Vollrads oder Schloss Johannisberg? Generell war bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in allen Weinbauregionen der Weinbau immer den Adeligen und den Geistlichen vorbehalten. Seither haben sich aber vor allem private Weingüter etabliert, und sie sind auch nicht mehr wegzudenken.
Aber zurück zur Wiege des Rieslings - über Jahrhunderte war es üblich, dass man im Rebberg einen gemischten Satz anbaute, d. H. es gab etwas Riesling, Silvaner, Traminer, etc.. Im Jahre 1725 jedoch wurde auf Schloss Johannisberg der erste reinsortige Rebberg mit Riesling angebaut. Ebenfalls wurde dort 50 Jahre später der erste edelsüsse Wein gewonnen. Zur damaligen Zeit brauchten die Weingüter eine Genehmigung des Erzbischofs aus Fulda, bevor sie mit der Lese beginnen durften. 1775 traf zur Erntezeit der Ritter mit der Genehmigung zur Lese nicht rechtzeitig ein. Die Trauben wurden damals von einem Schimmelpilz (Botrytis Cinerea ) befallen und schrumpelten ein. Man waehnte schon alles verloren. Dennoch fasste sich der Kellermeister ein Herz und presste die eingeschrumpelten Trauben nach dem Eintreffen des Ritters. Heraus kam damals ein goldener Wein, süss und mit betörenden Aromen. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Rieslinge dann gerne edelsüss ausgebaut.
Wunderbar sind im Rheingau auch die herrlichen alten Weinstuben. Im Krug zu Hattenheim haben Sie die Möglichkeit 30 oder 40 Jahre alte Rheingauer Weine zu trinken, und das auch noch zu anständigen Preisen und mit einer excellenten Küche dabei.
In den Sommermonaten empfiehlt es sich vor allem, den Rheingau mit dem Fahrrad zu erkunden. Erstklassig ausgebaute Fahrradwege führen sie direkt am Rhein entlang, und zur Stärkung bieten einige hervorragende Winzer an langen Tischen und Bänken ihre besten Weine an.
Bewundernswert neben der Tradition sind vor allem die Innovationen im Rheingau. Beispielsweise das Weingut Robert Weil in Kiedrich ist heute sowohl in den Usa, wie auch in China und Japan sehr bekannt.
Durch ausländische Investoren konnte das Weingut kontinuierlich vergrössert werden. Heute stehen rund 65 ha im Ertrag. Die Weine dieses Weingutes gehören Jahr für Jahr zur Weltelite. Dort hat man ein Marketingkonzept, wie es bisher in Deutschland noch kaum zu finden ist:: gerade die hochwertigen Produkte werden gezielt den verschiedenen Segmenten der Auslandsmaerkte zugeteilt.
Ebenfalls neue Wege geht das Weingut Querbach in Östrich. Der junge Winzer hat neben seinen wunderbar klaren und sehr rassigen Rieslingen einen neuen Flaschenverschluss auf den Markt gebracht.
"Stainless" ist ein Kronkorken aus Edelstahl und garantiert den Weinen einen absolut klaren und sauberen Duft. Gleichzeitig verlieren die Weine nicht ihre Kohlensäure, wie es bei Plastikkorken üblich ist. Selbst in den Usa und in Neuseeland zeigen die Winzer Interesse für die neuartigen Flaschenverschluesse.
Die neueste Errungenschaft für den Rheingau ist die Einführung der "Ersten Gewächse". Alte Karten aus dem Jahr 1875, wie auch vieljaehrige Wetteraufzeichnungen wurden durchgearbeitet. Daraus hat man die "ersten Lagen" definiert. Diese Weine müssen sehr hohen Anforderungen entsprechen, um diese Bezeichnung tragen zu dürfen. Damit kommt man dem System in Burgund schon sehr nahe. Als Vorreiter der ersten Gewächse könnte man die Chartavereinigung bezeichnen - ein Zusammenschluss von ca. 50 Winzern, die erstmals1984 hochwertige Rieslinge mit hohen Anforderungen mit einem romanischen Doppelbogen deklariert haben. Chartaweine dürfen nur aus der Rieslingtraube gewonnen werden und dürfen frühestens nach 18 Monaten auf den Markt gebracht werden.
Wer mehr über den Rheingau erfahren möchte, der sollte sich das Rheingau-Gourmetfestival vormerken - eine Reihe von Veranstaltungen mit Freuden für alle Sinne!
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