Neben dem auch im europäischen Raum bekannten Grossen Galgant (Alpinia galanga), der auch als Siam-Ingwer bezeichnet wird, gibt es in Südostasien als Gewürz noch den Kleinen oder Echten Galgant (Alpinia officinarum).
Herkunft: Als Heimat des Kleinen Galgants gilt Südchina, der Grosse Galgant stammt wahrscheinlich aus Indonesien. Beide Pflanzen werden heute vor allem in China, Vietnam, Thailand und Südostasien (Malaysia, Singapur, Indonesien) angebaut.
Pflanzenfamilie: Die Gewürzpflanze gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Galgant ist eine mehrjaehrige Staude mit kleinen, weissen, rotgestreiften Blüten, die an Orchideen erinnern. Die Blätter sind lang und schmal. Der Kleine Galgant wird etwa einen Meter hoch, der Grosse erreicht etwa drei Meter. Beide Pflanzen treiben bis zu einem Meter lange, verzweigte Wurzeln aus, die waagrecht in der Erde liegen.
Verwendeter Pflanzenteil: Im Wurzelstock sind ätherische Öle und Harze (Galangol, Alpinol) enthalten, die den scharfbitter-süsslichen Geschmack bewirken. Zum Würzen verwendet man wie beim Ingwer die Wurzelstöcke (Rhizome).
Das Fleisch des Wurzelstocks ist blassbraun und von holziger Konsistenz. Auch die Blätter des Galgants sind aromatisch, diese nimmt man jedoch eher selten zum Würzen. In den Anbauländern werden die jungen Seitensprossen der Wurzeln auch als Gemüse verzehrt. Dafür wäscht man die Wurzel vor dem Kochen und schält sie dünn.
Die gesäuberten Wurzeln werden nach der Ernte in zehn bis zwanzig Zentimeter lange Stücke geschnitten. Hierzulande sind sie frisch meist nur in speziellen Asien-Läden erhältlich. Im Gemüsefach des Kühlschranks bleiben sie zwei bis drei Wochen frisch, vorausgesetzt sie sind in Folie eingepackt. Auf jeden Fall sollte man die Galgantwurzel kühl und lichtgeschützt aufbewahren. Getrocknete Wurzelteile weicht man vor dem Gebrauch ein bis zwei Stunden ein. Galgant gibt es auch pulverisiert.
Geruch und Geschmack: Der Grosse Galgant, meist einfach nur als Galgant bezeichnet, ist in ganz Südostasien ein sehr beliebtes Gewürz und besonders in der thailändischen Küche wichtig. Er schmeckt süsslich-würzig und scharf. Der Geschmack erinnert an eine Mischung aus Ingwer und Pfeffer mit einem Hauch Zitrone. In westlichen Ländern hat man Galgant im Mittelalter sehr geschätzt, heute wird er nur noch wenig verwendet. Der Kleine Galgant ist ebenfalls stark aromatisch, schmeckt aber strenger und weniger angenehm als der Grosse Galgant - fast schon medizinisch. Der Geschmack geht in Richtung Kardamom mit Ingwer. Als Gewürz wird er fast nur in Malaysia und Indonesien eingesetzt. Durch das Trocknen verändert sich das Aroma. Es wird etwas strenger, medizinischer, ist aber immer noch süsslich.
Verwendung: Galgant kann man frisch oder getrocknet verwenden. In der thailändischen Küche wird er frisch bevorzugt. Hier findet er häufige Verwendung in Curry-Pasten, wobei man den milderen Galgant dem schärferen Ingwer vorzieht. Getrocknete Wurzelstücke werden in Gemüse- oder Fleischgerichten mitgekocht. Das frische Gewürz kommt in Suppen zum Einsatz, dabei ist es meist in dünne Scheiben geschnitten, für Curries wird es gerieben oder zerquetscht. Galgant passt gut zu Gemüseeintöpfen, Kartoffelsuppen, Gulasch und Rinderbraten. In Gewürzkuchen und -keksen macht er sich gut zusammen mit Zimt, Kardamom, Nelken und Muskat.
Das gemahlene Gewürz eignet sich für jedes Gericht, das traditionell mit frischem Ingwer verfeinert wird. Galgant ist im chinesischen "Fünf-Gewürze-Pulver" enthalten, ebenso in der thailändischen Suppe "tom yam gai" oder im indonesischen Gericht "Nasi Goreng". Ähnlich wie Ingwer harmoniert Galgant mit Knoblauch, aber auch mit vielen anderen Gewürzen wie Nelken, Kardamom, Lorbeerblättern, Kreuzkümmel, Curry, Pfeffer, Koriander, Gewürznelke, Piment, Bockshornkleesamen, Muskatnuss, Macis, Kümmel, Fenchel, Zimt, weisser Pfeffer, Zimtblätter oder Curryblättern.
Heilwirkung: Vor allem in seinem Ursprungsgebiet verwendet man den Kleinen Galgant als Naturheil- und "Zauber"mittel. Die ätherischen Öle sollen psychoaktivierend wirken und eine euphorisierende und aphrodisierende Wirkung haben. Der Kleine Galgant gilt als eine der wichtigsten Pflanzen der Hildegard-Medizin. Die grosse Heilkundige hat Galgant als "Gewürz des Lebens" bezeichnet und als herzwirksames Mittel mit allgemein kraftigender und erwärmender Wirkung beschrieben.
Auch heute noch soll er herzstärkend, entzündungshemmend und krampflösend wirken. Ausserdem fördert die Pflanze eine gute Verdauung, beseitigt Blähungen und hilft bei chronischer Gastritis. Bei juckenden Hautausschlägen hilft ein Breiumschlag mit Galgantpulver. Galgant ist Bestandteil der Kräuterarznei "Schwedenbitter". Als krampflösendes Heilmittel wird er auch als Notfall-Medizin bei Angina-Pectoris-Anfällen eingesetzt. In der Apotheke ist Galgant in Tablettenform, als Tee und als Tinktur erhältlich. Allerdings wirkt Galgant regeltreibend und kann eine frühzeitige Menstruation oder eine Fehlgeburt auslösen.
Bei Magen-Darm-Beschwerden und Leberleiden hilft ein Galgant-Rezept mit 25 g gemahlenem Grossen Galgant und 500 ml kochendem Wasser.
Dazu den Galgant in einer Teekanne mit dem kochenden Wasser übergiessen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Abgiessen und abkühlen lassen. Anschliessend zwei Esslöffel (ca. 30 ml) in mehreren Abständen einnehmen.
Rezepte: Gratinierter Seeteufel in Kurkuma mit Ingwer-Spinat
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