Der Süden Italiens erwacht aus einer Art Dornröschen-Schlaf. Es ist altes Weinland, das schon einmal - zur Zeit der Griechen und Römer - grosse Qualitäten lieferte. Und es wird gerade wieder entdeckt: als Alternative zu den teuer gewordenen norditalienischen Weinen und auch als europäische Antwort auf die Übersee-Länder von Chile bis Australien. Zwar werden dort auch internationale Rebsorten angebaut, aber gepflegt werden auch die einheimischen und am Markt interessanten Sorten. Sie liefern mollige, weiche und volle Weine. Zwei Trends tun sich auf: Rebsortenweine aus den typischen Sorten und im Top-Segment auch Verschnitte von autochthonen mit Welt-Wein-Sorten. Internationale Wein-Unternehmen stecken derzeit viel Geld in die Kellereien des Südens und sichern sich damit die Basis für die Versorgung mit günstigen und guten Weinen. Denn wenn erst einmal die altertümlichen Anlagen durch moderne ersetzt sind, wenn temperaturgesteuert und unter Luftabschluss vergoren werden kann, dann entfalten die Weine ihre vollen Aromen und verlieren es nicht vorzeitig.
Die Regionen: - Apulien: erstreckt sich entlang der Adria vom Nordrand des Sporns bis hin in den Absatz des italienischen Stiefels. Trocken-heisse Region in der etwa so viele Weinberge stehen und soviel Wein erzeugt wird, wie in ganz Deutschland. Es werden etwa 80 % Rotweine und 20 % Weissweine erzeugt. Bislang lieferte die Region vor allem Massenweine (die im Martini oder in Euro-Verschnitte untergehen).
Die bekanntesten Weine sind wohl die von der Halbinsel Salento (vor allem aus Negroamaro) direkt vom Stiefelabsatz.
- Sizilien: mit 133.000 Hektar Rebfläche ist die Mittelmeer-Insel die grösste Weinbau-Region Italiens (grösser als die gesamte Weinbauflaeche Deutschlands!). Auch hier gingen die Weine meist namenlos in Verschnitten unter. Einen gewissen Ruf haben vor allem die süssen Dessertweine, wie der Marsala, der Malvasia delle Lipari oder der Moscato di Pantalleria. Lange Jahre gab es nur die Weine der Marke Corvo am deutschen Markt. Das hat sich aber in den letzten Monaten grundlegend geändert. Spitzengewächse wie etwa von Planeta aber auch Rebsortenweine von Investoren wie Zonin sind dazugekommen.
- Kalabrien: ist die Stiefelsspitze. Nur ein Viertel so gross wie die Nachbarn, ähnlich heiss und mit der gleichen Geschichte. Bekanntester Wein: der Cirò (aus der roten Rebsorte Gaglioppo). Er soll nach der Legende auf den Cremissa aus der Antike zurückreichen, den man den Olympia-Siegern kredenzte). Allerdings ist Kalabrien bei der Entwicklung im Vergleich zu seinen Nachbarn eher zurück.
- Zwischen Kalabrien und Apulien liegt die gebirgige Basilikata.
Dort wächst der Aglianico del Vulture von dem der "Gambero Rosso", Italiens bedeutenster Weinführer, gerade zu schwärmen begonnen hat.
Die Rebsorten: - Aglianico ist in der Jugend oft rau und herb. Er wird deshalb gerne der "Barolo des Südens" genannt. Er braucht Lager und wird dann oft Granat- ja Orange-Farben und erinnert im Duft an Lakritze und Tabak.
- Negroamaro ("schwarzer Bitterer") ist eine weitverbreitete sueditalienische Rebsorte und nimmt Platz 6 in der italienischen Anbaufläche ein. Sie wird meist als Verschnittpartner eingesetzt, liefert aber auch eigenständige, alkoholstarke, kräftige und langlebige Weine. Ihr Hauptanbaugebiet ist Apulien.
- Primitivo wird neben Negroamaro in Apulien angebaut wird. Sie ist eine der am meisten angebauten Reben Italiens. Ihre Weine sind tiefdunkel, fest strukturiert, würzig und von hohem Alkoholgehalt. Genetische Tests lassen darauf schliessen, dass Primitivo und der kalifornische Zinfandel identisch sind.
- Gaglioppo: robuste Weine mit hohem Alkoholgehalt.
- Nero d'Avola (auch Calabrese) hat viel Potential, Fülle und Lagerfähigkeit.
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