Rhabarber ist der Inbegriff des Frühlings. Wenn man die festen Stangen mit ihrem dunklen Blattgrün auf dem Markt entdeckt, dann ist der Winter wirklich vorbei. Er hat eine relativ kurze Saison, die nur von Mitte April bis Ende Juni dauert (man sagt, mit der Spargelzeit ist auch die Saison für den Rhabarber zu Ende, also am 24. Juni, dem Johannistag). Man kann den Rhabarber zwar durchaus noch später essen, aber er ist dann ausgewachsen, nicht mehr zart und fruchtig, es hat dann die in ihm sitzende Oxalsäure überhand genommen. Die zarten, "geköpften", vom Blattwerk befreiten dünnen Stänglein, die eher blass als leuchtend schon vor April auf den Markt kommen, sind im Treibhaus gewachsen und ziemlich langweilig.
Nutzen wir also seine Hoch-Zeit und geniessen seinen kraftvollen, erfrischenden Geschmack.
Rhabarber ist gesund, weil er blutreinigend und entschlackend wirkt. Ausserdem hilft seine harntreibende Wirkung auch bei Verstopfung. Er steckt voller Mineralien, Phosphor, Eisen, Kalium und Kalzium. Und er liefert kaum Kalorien - alles in allem: Er ist jetzt im Frühjahr für den Körper geradezu ein Elixier.
_Rhabarber - Obst oder Gemüse_ Rhabarber ist eine so genannte Rhizomstaude, deren knollig verdickte, fleischige Wurzel mit zunehmendem Alter mehr oder weniger verholzt. Er gehört zur Familie der Knöterichgewächse und gilt somit in den Augen des Botanikers als Gemüse. Seit mehr als 4.000 Jahren nutzt man Rhabarber in China als Heilpflanze. Seine Verwertung in der Küche ist erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt, und obwohl er zum Gemüse zählt, wird er meist als Obst verwendet und zu Marmelade, Kompott, Saft, Süssspeisen sowie Kuchen verarbeitet. Besonders in England liebt man die säuerlichen, fleischigen Stiele und nutzt sie vielfältig.
Seinen Namen verdankt er den Griechen, die ihn als den "Barbar" (den Fremden) von der "Rha" (nämlich von dem weit entfernten Fluss Rha, wie sie die Wolga nannten) kennen und schätzen lernten.
Rhabarber wird heute in allen gemässigten Zonen der Erde angebaut.
In Europa vor allem in den Niederlanden, in England und in Deutschland. Man unterscheidet die Rhabarbersorten nach der Farbe der Haut und des Fleisches: den grünstieligen Rhabarber mit grünem Fleisch, den rotstieligen mit grünem Fleisch sowie den rotstieligen mit rotem Fleisch. Bei letzterem spricht man gern von Himbeerrhabarber, dabei hat er weder von der Farbe noch vom Geschmack her irgendeine Ähnlichkeit - aber es klingt vielleicht hübscher. In jedem Fall ist diese Sorte die mildeste. Besonders sauer ist die grünstielige Sorte mit grünem Fleisch, die auch die dicksten Stangen aufweist. Weniger sauer ist der rotstielige Rhabarber mit grünem Fleisch.
_Was in Rhabarber steckt_ Rhabarber gilt als vitamin- und mineralstoffreich, allerdings geht natürlich beim Kochen davon eine Menge verloren. Rhabarber gehört wie Mangold, Spinat oder Sauerampfer zu den oxalsäurereichen Lebensmitteln und kann in grösseren Mengen für den Menschen giftig sein. Die gefährliche Dosis für einen Erwachsenen wird mit 5 bis 15 Gramm angenommen. Rhabarber hat (abhängig von Sorte, Düngung und Erntezeit) einen Oxalsäuregehalt von etwa 60 bis 500 Milligramm pro 100 Gramm Frischmasse. Ein gesunder Erwachsener kann also unbesorgt davon essen, so oft er Lust darauf hat. Selbst der Verzehr von 1 Kilogramm Rhabarber ist unbedenklich. Weil die Oxalsäure als Kalziumräuber gilt, sollte man stets gleichzeitig Milchprodukte zu sich nehmen. In Rhabarberdesserts sollte man also immer Sahne, Joghurt oder Quark mischen.
Menschen mit Nieren- oder Gallensteinleiden, Diabetiker, Rheumatiker und Gichtkranke sollten sich vor dem Verzehr von Rhabarber mit ihrem Arzt beraten. Schwangere und stillende Frauen sowie Kleinkinder sollten oxalsäurehaltige Lebensmittel nur in kleinen Mengen verzehren.
Übrigens lässt sich der Oxalsäuregehalt des Rhabarbers verringern, indem man ihn gründlich schält - die Hauptmenge der Oxalsäure befindet sich in den Blättern und in der Schale. Auch kann man durch Blanchieren eine Menge Oxalsäure aus den Stangen herauslösen. Das Kochwasser dann anschliessend wegschütten.
Achtung: Wirklich giftig sind die Rhabarberblätter. Sie dürfen nicht verzehrt werden! _Rhabarbergewuerze_ Trotz seiner eigenen Säure verträgt er zusätzliche Säure in Form von Zitronensaft und Weisswein, und er liebt Zitronenaroma wie zum Beispiel Zitronenschale, aber auch das exotische Zitronengras oder die fein geschnittenen Blätter der Kaffirzitrone. Zimt und Vanille passen sehr gut dazu, auch Sternanis, der einen orientalischen Duft verleiht, sowie Ingwer. Natürlich niemals alle diese Gewürze auf einmal verwenden, sondern nach Lust und Laune immer nur eines oder bestenfalls zwei.
Rezepte: Rhabarberkompott Rhabarbereis Rhabarberkuchen Rhabarbertörtchen Entenbrust mit Rhabarber O-Titel: Rhabarber, der Frühlingsbote - süss-sauer bis exotisch-würzig (Info)
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