"Schicke mir noch ein paar Würzburger, denn kein anderer Wein will mir schmecken" Ein grösseres Kompliment konnte Johann Wolfgang von Goethe dem Frankenwein wohl kaum machen. Der geheime Rat liess sich im Jahre 1821 z.B. nicht weniger als 900 Liter davon nach Weimar kommen liess. Offensichtlich inspirierte ihn seine tägliche Bouteille beim Reimen und Dichten.
Franken ist ein uraltes Weinland, dies beweist eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 777 an das Kloster Fulda, dem das Königsgut Hammelburg mit acht Weinbergen (das heutige Schloss Saaleck mit dem Schlossberg) zugeeignet wurde. Mittelpunkt des Gebietes ist die Barockstadt Würzburg, wo sich auch der berühmte Weinberg Würzburger Stein befindet, der früher als Synonym für den Frankenwein schlechthin galt.
Die fränkischen Weinberge liegen zwischen Aschaffenburg und Schweinfurt an den suedwaerts gerichteten Talhaengen des Mains und seiner Nebenflüsse. Etwa 6000 Ha Fläche werden bebaut. Darauf werden etwa ½ Million Hektoliter Wein im Jahr erzeugt. Das sind etwa 6% der gesamten deutschen Ernte.
Sorten: Zu 93% werden hier weisse Sorten angebaut, die dominierende ist der Müller-Thurgau, der fast die Hälfte der Rebfläche belegt. Es folgen Silvaner (jahrhundertelang "die" fränkische Sorte und immer noch die Image-bildende. Lässt den Boden besonders gut durchschmecken. Bildet also "Terroir" ab) mit rund 20% und die Neuzüchtungen Bacchus (gut 10%) und Kerner. Riesling nimmt nur 4% der Fläche ein. So weit im Norden und im Binnenland sind die Winter einfach zu kalt und lang für ihn. Spätfröste sind gefürchtet! Deshalb sind auch Rotweine nicht so sehr verbreitet (Spätburgunder hat 2, 7%). Sie sind zwar knapp, können aber im Einzelfall durchaus hervorragend ausfallen.
Böden: Der Muschelkalk am Maindreieck speichert die Sonnenwärme in hervorragender Weise und gibt sie an die Reben weiter. Hier gedeihen besonders gut der Silvaner und die Scheurebe. An den Hängen des Steigerwaldes auf dem nährstoffreichen Gipskeuper bekommt der Müller-Thurgau eine besondere Note und der Buntsandstein am Mainviereck ist ein besonders für Rotwein geeigneter Boden. Nur 20% der Weinberge sind so steil, dass sie nicht mehr mit Traktoren bewirtschaftet werden können.
Fraenkisch trocken: Die Franken haben einen ganz eigenen Begriff davon, was ein trockner Wein ist. Während normalerweise bei dieser Geschmacksangabe bis zu 9 Gramm Restsüsse zulässig sind, legen sie sich auf maximal 4 Gramm Restsüsse fest. Das ist praktisch nicht mehr schmeckbar.
Die Winzer:
Die Zahl der Winzer liegt bei 7.200. Allerdings sind nur rund 20 % sogenannte Haupterwerbler, sie leben also vom Weinbau. Und nur etwa 15o ihnen haben über 5 Ha Reben. Die weitaus meisten, sind "Feierabends-Winzer".
Der Bocksbeutel: Er ist das Erkennungszeichen der Region. Woher das Wort kommt, ist unklar. Vielleicht von "Bugsbeutel", einer Feldflasche, die am Leib oder Buggert getragen wurde. Oder aber wirklich von der Ähnlich mit einem Beutel des Ziegenbocks? Jedenfalls gibt es Funde von keltischen Flachkugelflaschen aus Ton aus der Zeit um 1400 v. Chr.
Im 16. Jahrhundert nach Christus zeigt das Steinrelief des Juliusspitals in Würzburg eine bocksbeutelaehnliche Flasche.1688 findet sich Im Produktenverzeichnis einer Hohlglashuette des Johann Wenzel aus Rechtenbach im Spessart eine Rechnung über einen Bocksbeutel. Ein Würzburger Ratsprotokoll von 1726 berichtet, dass der Stadtrat beschloss Steinweine des vorzüglichen Jahrgangs 1718 in gläserne Bocksbeutel von 1 Mass (1, 22 l) abzufüllen, und mit einem Stadtsiegel zu versehen. Offenbar versuchten sich schon damals die fränkischen Winzer vor Nachahmern zu schützen. E.T.A. Hofmann erwähnt den Bocksbeutel im Roman "Kater Murr". Seit 1989 ist der Bocksbeutel auch in der Eu geschützt. In jüngster Zeit wollen die Franken selbst der besonderen Flasche wieder einen besonderen Status geben. Sie haben festgelegt, dass nur hochwertige Weine so abgefüllt werden dürfen. Bislang landen etwa 40% der Menge im Bocksbeutel.
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