_Lage_ Zwischen Rhein und Odenwald liegt das kleinste Weinbaugebiet West-Deutschlands. Gegenüber auf der anderen Seite des Flusses zwei Riesen: Rheinhessen und die Pfalz. 450 Hektar Rebfläche sind erst 1971 zu einem eigenen Anbaugebiet ausgerufen worden. Bis dahin arbeiteten die Winzer zusammen mit den Kollegen weiter südlich an der badischen Bergstrasse. Bis zur Wiedervereingigung war die hessische Bergstrasse dann eben das kleinste Weinanbaugebiet, die beiden östlichen, die nach 1989 dazukamen, haben ihr diesen Rang aber abgelaufen.
_Namens-Herkunft_ Den Weinbau haben auch hierher die Römer gebracht und den Namen gleich mit: "strata montana" nannten sie schon ihren Handelsweg an den Hängen des Odenwaldes. Urkundlich wird der Bergsträsser Weinbau erstmals im 8. Jahrhundert von den Mönchen des Kloster Lorsch in ihrem Besitzstandverzeichnis, dem berühmten "Codex Laureshamensis", erwähnt.
_Klima_ Die Weinberge zwischen Heidelberg und Darmstadt - genauer: zwischen Zwingenberg und Heppenheim - haben ein Kleinklima, das frühe Wärme garantiert. Wie ein Warmluftgebläse wirken die warmen Frühlingswinde, die die Rheinebene herauffegen. Hier blühen die Mandelbäume ähnlich früh wie in der Pfalz. Das gilt allerdings nur eingeschränkt für einen kleinen Ableger (50Ha) des Gebiets bei Gross-Umstadt am Main. Die Weinberge am Rheintal haben aber fast 1.600 Sonnenstunden im Jahr und eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 10 °C .
_Rebsorten_ Die bedeutendste Rebsorte ist der Riesling. Er profitiert von der langen Reifezeit und nimmt mehr als die Hälfte der Flächen ein.
Weiss- und Grauburgunder werden immer stärker angebaut. Sie passen gut in die tiefgründigen Lagen unten im Rheintal. Müller-Thurgau, Silvaner und in wachsendem Mass Spätburgunder und andere rote Sorten - das klingt nach einer Mischung aus dem Rheingau und Rheinhessen - und so falsch ist das wohl nicht. Auch was den Stil der Weine betrifft: die Rieslinge ähneln denen im Rheingau, ohne deren stahlige Säure zu haben. Sie sind - ähnlich wie die Rheinhessen - eher zugänglich, können aber trotzdem (hohe Qualitäten vorausgesetzt) in Würde altern.
_Winzer_ Auch hier konzentrieren sich zunehmend einige wenige Anbauer voll auf den Weinbau - ihr Anteil an der Rebfläche wächst beständig. Es gibt aber immer noch viele Feierabends-Winzer an der Bergstrasse. 500 von ihnen liefern ihre Trauben an die Genossenschaft "Bergsträsser Winzer" ab, die der mit Abstand grösste Vermarkter ist (mehr als die Hälfte der Rebfläche zu Wein macht) und trotzdem einen guten Ruf hat. Da auch einige baden-württembergische Winzer zu dieser Genossenschaft gehören, füllt sie den einen oder anderen Wein mit der Herkunftsangabe "Baden" ab. Qualitativ an der Spitze steht das Staatsweingut Bergstrasse. Gute Betriebe sind auch das Weingut Simon-Bürkle und das Weingut der Stadt Bensheim (dessen Kellermeister Volker Dingeldey auch privat noch einen guten Betrieb hat).
_Absatzprobleme?_ Absatzprobleme haben sie alle nicht: die Hessische Bergstrasse ist eine Ferienregion. Und der Wein dieses kleinen Gebiets reicht gerade, um die Einheimischen und ihre Gäste zu versorgen. Das ist ein seltener Vorzug in der Zeit des Überangebots.
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