Deutschland ist inzwischen der grösste Zwetschgenproduzent innerhalb Europas. Doch ursprünglich stammt dieses Steinobst vermutlich aus
Die Kreuzritter brachten die Früchte dann nach Europa, wo sie in den folgenden Jahren intensiv kultiviert wurden.
Auch bei uns wurden Zwetschgen schon lange gegessen. Allerdings waren es noch nicht diese süssen und saftigen Früchte von heute, sondern wie Funde bei Pfahlbauten belegen, eingebürgerte oder heimische Wildformen wie Zibarten und Kriechenpflaumen. Beide sind auch heute noch im Handel, die Kriechenpflaume kommt gelegentlich gedörrt als Dörrpflaume auf den Markt und die herb schmeckenden Zibarten als feiner Obstbrand.
Unsere heutigen leckeren Zwetschgen werden inzwischen in fast allen Ländern mit gemässigtem Klima angebaut. In diesem Jahr hat die Ernte recht früh begonnen und bis Ende Oktober können heimische Zwetschgen überall auf den Märkten gekauft werden.
_Sorten_ Die Unterschiede der Zwetschgen- und Pflaumensorten sind gross, doch gemeinsam haben sie alle, dass sie zu einer grossen Familie gehören: der "Pflaume".
Und der Begriff "Pflaume" ist der Oberbegriff für verschiedene Fruchtarten, die zwar alle zu den Rosengewächsen zählen, sich aber unterscheiden in ihren Eigenschaften wie Grösse, Farbe (gelb, rot bis blau-violett), Form (rundlich bis oval), Steinlösbarkeit, Konsistenz, Saftgehalt, Aroma und Reifezeit. Zur Pflaumenfamilie zählen neben der Zwetschge auch die Rund- und Eierpflaume, aber auch Mirabellen und Renekloden.
Pflaumen sind rundliche Früchte mit einer ausgeprägten Bauchnaht.
Sie sind leuchtend rot, violett, grünlich oder gelb gefärbt.
Wichtig ist, dass die Pflaume ausgereift, also vom Fruchtfleisch eher weich auf den Markt kommt, denn nur dann hat sie ihr volles Aroma. Der Stein löst sich bei den Pflaumen nur recht schwer vom weichen und saftigen Fruchtfleisch (blassgrün oder gelblich). Daher sind die Pflaumen als Belegfrüchte nur wenig geeignet.
Zum Backen eignet sich die Zwetschge besser, denn ihr Fruchtfleisch ist fester und löst sich gut vom Stein. Sie sind nicht so wasserreich und machen dadurch den Kuchen auch nicht gleich matschig.
Zwetschgen sind ausserdem in der Form oval und länglicher und das Fruchtfleisch ist goldgelb. Oft ist allerdings eine Unterscheidung zwischen Pflaumen und Zwetschgen sehr schwierig, da sie sehr häufig miteinander gekreuzt wurden. Und bei den Zwetschgen ist auch die Aussprache unterschiedlich: Eigentlich heisst es "Zwetsche", nur in Süddeutschland und der Schweiz spricht man von "Zwetschgen" und in Österreich von "Zwetschken". Und viele verwenden auch die Zwetschgensorte als Bezeichnung wie die "Bühler Fruehzwetschgen", "President" oder die "Hauszwetschgen". Die Bühler Fruehzwetsche (1854 in Buehl (Baden) entdeckt) ist eine sehr feste Sorte mit ausgezeichneter Backeignung während die Ersinger Fruehzwetsche weniger gut zum Backen geeignet ist, da sie sehr saftig ist. Also lieber roh essen. Die am meisten angebaute alte Hauszwetsche ist sehr aromatisch und hat ein festes haltbares Fruchtfleisch mit gut lösendem Stein.
_Gesundheit_ Zwetschgen und Pflaumen sind sehr nährstoffreich und enthalten viele B-Vitamine und auch Kalium. Somit sind sie sehr gut für das Nervenkostüm, machen widerstandsfähiger gegen Stress und wirken darüber hinaus Verstimmungen entgegen. Auch Spurenelemente, die für unser Immunsystem sehr wichtig sind, wie z.B. Zink, sind in den Früchten enthalten. Die blau-violette Färbung der Früchte kommt durch die sekundären Pflanzenstoffe, die Flavonoide. Sie sind nicht nur Farbstoffe sondern beeinflussen auch günstig unser Immunsystem und stärken die Abwehrkräfte und wirken vorbeugend vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Pflaumen und Zwetschgen wirken ausserdem entwässernd und bei reichlichem Verzehr, insbesondere im getrockneten Zustand, haben sie eine abführende Wirkung, was auf den hohen Gehalt an Sorbit (Zuckeralkohol, Zuckeraustauschstoff) zurückzuführen ist.
_Einkauf_ Die Früchte sollten eine frische Farbe haben und angenehm duften.
Zu weiche Früchte, die Druckstellen und Flecken aufweisen oder noch unreife, mit wenig Farbe, sollte man liegen lassen. Direkt vom Baum sind die Früchte von einem feinen weisslichen Reif oder Duftfilm überzogen. Diesen wachsartigen, abreibbaren Überzug bilden die Früchte selbst und schützen sich damit vor dem Austrocknen. Beim Einkauf ein Hinweis für Qualität. Ist der Duftfilm noch vorhanden, wurden die Früchte wenig angefasst.
_Lagerung_ Die Lagerdauer ist sortenabhängig. Fruehe Sorten halten sich bei 0 °C ca. 2 Wochen, späte Sorten bis zu 6 Wochen. Im Kühlschrank bleiben sie maximal eine Woche frisch. Wenn noch ein paar unreife Früchte dabei sind, sollten sie bei Zimmertemperatur liegen bleiben, sie reifen noch nach. Aber viel süsser werden sie in der Regel nicht mehr, sie bleiben dann gerne sauer.
Pflaumen und Zwetschgen eignen sich sehr gut zum Tiefgefrieren.
Dafür sollten feste Früchte am besten entsteint werden. In Dosen oder in Beuteln halten sie sich dann bis zu 12 Monate.
Tipp: Wenn gefrorene Zwetschgen später als Kuchenbelag verwendet werden sollen, sollten sie beim Tiefgefrieren nicht zu stark aneinanderhängen. Daher entsteinte Zwetschgen ausgebreitet nebeneinander in einen Beutel legen, dann können die Zwetschgen gefroren auf den Kuchen gelegt und dann gebacken werden.
_Trocknen_ Das Trocknen von Früchten ist die älteste Methode der Haltbarmachung. Sie ist schonend und wenig aufwendig und hat sich bis heute bewährt.
Die Trocknung, insbesondere werden dafür Zwetschgen verwendet, geschieht auf verschiedene Weisen: Sie können direkt am Baum trocknen, häufiger jedoch werden die Pflaumen abgepflückt in der Sonne getrocknet. Eine weitere Möglichkeit ist das Trocknen im Backofen bei niedriger Temperatur (70 °C , 10 Stunden). Durch das Trocknen verlieren die Dörrpflaumen viel an Wasser und werden recht hart. Manche Sorten sind so hart, dass man sie vor dem Verzehr auch einweichen sollte. Dörrpflaumen können einfach so geknabbert werden oder schmecken eingeweicht sehr gut zu Linsensuppe.
Rezepte: Kaiserschmarrn mit Rotwein-Pflaumen Quarkknödel mit Zwetschgenfüllung Gefüllte Zwetschgen
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