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Nachhaltiger Kaffeeanbau (Info)
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_Nachhaltiger Kaffeeanbau: Versuch einer Definition_

Nachhaltige Landwirtschaft versucht grundsätzlich, menschliche Bedürfnisse und Interessen mit den natürlichen Gegebenheiten und Erfordernissen unter einen Hut zu bringen. Beim nachhaltigen Kaffeeanbau ist das nicht anders. Die sozialen und wirtschaftlichen Belange und Erwartungen der Bewohner eines Kaffeeanbaugebietes sollen ebenso berücksichtigt werden wie der Schutz der natürlichen Produktionsgrundlagen, z.B. Boden, Wasser, Flora und Fauna, des betreffenden Standortes.

_Ausweitung des Anbaus in Monokulturen_ Leider ist nachhaltiger Kaffeeanbau keineswegs die Regel. In den letzten Jahren beispielsweise haben wir eine starke Ausweitung des Kaffeeanbaus erlebt. Neue Produktionsstandorte, wie z.B. in Vietnam, sind auf der Bildfläche erschienen. In anderen, traditionellen Kaffeeländern, wie Brasilien, wurde der Anbau stark ausgedehnt und grosse Flächen zusätzlich für den Kaffeeanbau erschlossen. Dabei geht der Trend eindeutig zu Grossplantagen und Monokulturen, denn sie können hohe Erträge bei relativ niedrigen Kosten sicherstellen.

_Umweltschaeden durch Anbauweise & Düngemitteleinsatz_ Der Umwelt allerdings wird dabei oft wenig Beachtung geschenkt. Kaffeemonokulturen, wie im Falle anderer Nutzpflanzen auch, provozieren geradezu Krankheiten und Schädlinge. Je grösser die Plantagen sind, desto reicher ist der Tisch für unliebsame Schadorganismen gedeckt. Der Griff zur chemischen Keule wird dann schnell unerlässlich und bringt das natürliche Gleichgewicht noch mehr durcheinander.

Gleichzeitig wird der Nährstoffvorrat im Boden auf sehr einseitige Weise in Anspruch genommen. Es kommt zu Engpässen, die durch künstliche Nährstoffgaben ausgeglichen werden müssen. Noch gravierender ist, dass die Bodenstruktur sich verschlechtert und damit die Selbstregenerierbarkeit der Böden abnimmt. Von ökologischer Nachhaltigkeit kann keine Rede mehr sein.

Trotz Pflanzenschutz- und Kunstdüngereinsatz kann Kaffee auf Grossbetrieben viel billiger hergestellt werden als auf kleinbäuerlichen Höfen. Denn der Preis der Agrarchemikalien schlägt im Vergleich zu den grossen Erntemengen kaum zu Buche und nicht selten sind solche Betriebsmittel staatlich subventioniert.

Arbeitskosten lassen sich oft, dank der Hungerlöhne, die Landarbeiterinnen und Landarbeitern bezahlt werden, auf ein Minimum reduzieren und ausserdem gewinnen immer mehr Maschinen, z.B. automatische Vollernter, Oberhand über menschliche Arbeitskraft.

Eine Erntemaschine schafft bis zu 8000 kg Kaffeekirschen pro Stunde und damit genau so viel wie 500 Arbeiter in etwa derselben Zeit.

_Verarmung und Arbeitslosigkeit durch Preisverfall_ Durch die Ausdehnung des Kaffeeanbaus und durch Rationalisierung im Anbau und bei der Ernte kam es zu einem Preisverfall von Rohkaffee auf dem Weltmarkt. Der Kaffeeverbrauch liegt heute mit rund 6 Millionen Tonnen weit unter der erzeugten Menge von 7 Millionen Tonnen.

Seit Beginn der 90er Jahre ist der Preis für ein Pfund Kaffee auf dem Weltmarkt von etwa 80 Cent auf ca. 40 Cent zurückgegangen. Ein Preisverfall von 50 Prozent. Gleichzeitig betragen die Erzeugungskosten im kleinbäuerlichen Bereich rund 50 Cent, liegen also über den Einkünften, die beim Verkauf von Kaffee derzeit möglich sind. Ein Verlustgeschäft, das dramatische soziale Folgen mit sich bringt. Partnerorganisationen in Guatemala beispielsweise berichten, dass

verloren. In typischen Kaffeeregionen stieg der Anteil unterernährter Kinder von 7% auf 85%. Bilder von verhungernden Kinder gingen wochenlang durch die guatemaltekische Presse. Verzweifelte Bauern besetzten brachliegende bzw.

unproduktive Ländereien, um dort zumindest ihre Grundnahrungsmittel anzubauen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen sprach von über 690 000 hungernden Menschen als direkter oder indirekter Folge des Kaffeepreisverfalls. Auch im Hinblick auf die sozialen und ökonomischen Konsequenzen sind wir von nachhaltigem Kaffeeanbau also noch weit entfernt.

_Loesungsansaetze auf folgenden drei Ebenen:_

* Förderung des kleinbäuerlichen Kaffeeanbaus * Alternative Vermarktungsstrukturen, die den Produzenten gerechte Preise offerieren * Verbraucheraufklärung in Deutschland _Foerderung des kleinbäuerlichen Kaffeeanbaus_ Bei der Förderung des kleinbäuerlichen Kaffeeanbaus geht es darum, der Massenproduktion der Grossbetriebe und -plantagen durch Klasse, also höhere Qualität, zu begegnen. Das ist relativ leicht zu erreichen, denn die erwähnte Ausdehnung des Kaffeeanbaus erfolgte überwiegend mit Hilfe minderwertiger Kaffeesorten, während viele Kleinbauern in Hochlagen wertvollen Arabica-Kaffee erzeugen.

Mechanisierung ist der Qualität oft abträglich. So sammeln die Erntemaschinen meist unterschiedslos reife, unreife und verdorbene Früchte, die später nur schwerlich auszusortieren sind. Beim manuellen Pflücken hingegen wird selektiv gearbeitet: Die unreifen Kirschen verbleiben am Strauch und die schlechten werden ausgesondert. Wird überdies auf den Einsatz von Agrarchemikalien verzichtet und konsequent auf organische Massnahmen der Bodendüngung und -fruchtbarkeitserhaltung gesetzt, kommen die Vorteile kleinbäuerlicher Betriebsstrukturen und Arbeitsweisen voll zum Tragen und werden eindeutige Qualitätsvorteile erzielt.

Typisch für kleinbäuerlichen Kaffeeanbau sind Mischfruchtsysteme, in denen neben Kaffee auch Bananen, Avocados, nicht selten Gewürze, die Grundnahrungsmittel wie Mais und Bohnen sowie einige Futterpflanzen für das Vieh zum Einsatz kommen. Beschattet wird das Ganze durch hohe schattenspendende Bäume, die vor allem den hochwertigen Arabica Pflanzen Schutz vor allzu grosser Hitze und direkter Sonnenbestrahlung gewähren und gleichzeitig den Bodenschutz und Wasserhaushalt des Standortes auf hohem Niveau stabilisieren. So entsteht ein mehrstufiger Stockwerksaufbau der gesamten Vegetation, der insbesondere für Kaffeeanbauregionen Ostafrikas charakteristisch ist und der Region ein eher naturwaldartiges Aussehen verleiht. Diese Anbausysteme sind sowohl ökologisch höchst angepasst und stabil als auch einer unabhaengigen Ernährungs- und Einkommenssicherung der Menschen zuträglich.

_Gefahren für diese Art der Kaffeeproduktion_ Durch den Preisverfall besteht die Gefahr, dass die bäuerlichen Familien das geringere Einkommen aus dem Kaffeeverkauf durch Ausdehnung und Intensivierung der Produktion zu kompensieren versuchen. Dann werden die Bäume entfernt und Mischkulturen zugunsten von Kaffeemonokulturen verdrängt. Die Ernährung der Familie wird immer weniger durch Eigenproduktion bestritten, sondern zum Spielball des internationalen Kaffeehandels.

_Angemessene Preise durch fairen Handel_ Nur wenn die Kleinbauern angemessene Preise erhalten, können sie den Kaffeeanbau im Vergleich zu anderen Erzeugnissen auf ein verträgliches Mass beschränken und hohe Qualitätsstandards aufrechterhalten. Das vorherrschende internationale Handelssystem gewährt solche Preisanreize nicht. Knapp die Hälfte des gesamten Welthandels wird von fünf multinationalen Unternehmen getätigt, deren oberste Priorität nicht die Existenzsicherung armer Bauernfamilien in Afrika oder Lateinamerika, sondern die Gewinnmaximierung ist.

Die Alternative zum konventionellen Handel ist der sog. Faire Handel, der den bäuerlichen Erzeugern im Süden existenzsichernde Einkünfte garantiert. Im Schnitt liegen diese um 40 bis 50% über denen des konventionellen Marktes.

_Aenderung unseres Konsumverhaltens für bessere Bedingungen in Erzeugerländern_ In seiner Kampagne unter dem Titel "Aktion Mahlzeit" will Brot für die Welt aufzeigen, wie wir mit unserem Verbrauch landwirtschaftlicher Erzeugnisse die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern mitbestimmen und prägen. Entscheidend dabei ist, von wem und unter welchen Umständen solche Agrargüter hergestellt werden und ob die Erzeugerinnen und Erzeuger dafür gerecht entlohnt werden. Was für den Kaffee gilt, kann fast ausnahmslos auch auf andere sog. Kolonialwaren wie Tee, Kakao, Gewürze oder pflanzliche Rohstoffe für unsere industrielle Produktion, übertragen werden. Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher haben es beim Einkauf letztendlich in der Hand, ob menschengerechte Produktions- und Arbeitsbedingungen in den Entwicklungsländern Einzug halten können.

Beim Kaffee ist das Angebot des fairen Handels bereits sehr breit und qualitativ hochwertig. Jeder und jede von uns kann also durch den Genuss einer Tasse Kaffee zum Abbau schlimmer sozialer Missstände und zu umweltverträglicher Landwirtschaft beitragen.

Doch nicht nur der Konsum in Europa oder Nord-Amerika spielt eine Rolle. Als Teil der Bemühungen des fairen Handels gibt es auch Initiativen, das Verbraucherverhalten in den Ländern des Südens selbst nach Kriterien der Nachhaltigkeit zu verändern.

Dabei müssen wir für Kaffee aus fairem Handel nur 4-5 Cent pro Tasse mehr ausgegeben Ist es uns das nicht wert, den Kaffee wirklich guten Gewissens geniessen zu können? _Fairer Handel_ * Faire Woche

Handel aufmerksam zu machen. Kirchen, Verbände, Weltläden, Schulen, Medien, Politik, Wirtschaft und Handel sind aufgerufen, sich an der Aktion mit eigenen Veranstaltungen zu beteiligen. Veranstaltet wird die Woche unter anderem von TransFair und dem Weltladen-Dachverband sowie sechs weiteren Organisationen. Der faire Handel soll unter anderem helfen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der benachteiligten kleinbäuerlichen Erzeuger in Afrika, Asien und Lateinamerika zu verbessern. Die "Faire Woche" ist Teil des von der Bundesregierung initiierten Aktionsprogramms 2015 zur Halbierung der weltweiten Armut. Hier finden Sie weitere Informationen und die Möglichkeit, sich selbst zu beteiligen.

* "Projekt Mahlzeit"

Fairer Handel nicht nur beim Kaffee: Seit 10 Jahren steht das Transfair-Siegel für einen gerechten Handel mit Produkten der dritten Welt-Länder, wie Kaffee, Tee und Kakao. Ähnliches hat jetzt die evangelische Organisation "Brot für die Welt" ins Leben gerufen. Mit dem "Projekt Mahlzeit" will man auf die Zusammenhänge zwischen unseren Essgewohnheiten und dem Problem der Ernährungssicherung in Entwicklungsländer aufmerksam machen.

Problem ist, dass der grösste Teil der landwirtschaftliche Produktion des Südens vornehmlich Konsumwünsche der Verbraucher aus den Industrieländer erfüllt. Die Idee ist es, auf diese Missstände aufmerksam zu machen und Tipps und Alternativen zu geben, wie jeder Verbraucher schon durch seine Einkaufsgewohnheiten zu einem faireren Handel beitragen kann. Im Blickpunkt stehen auch Grossküchen, Mensen und die Gastronomie, die dazu aufgefordert werden, fair gehandelte Produkte einzusetzen.


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