Die Quitte, bei uns auch Schmeckbirne, Kido und Kütte genannt, war und ist bis heute noch ein Exot. Die Quitte gehört wie Apfel und Birne zur Familie der Rosengewächse und stammt, wie die beiden, vermutlich aus Südwestchina. Von dort ist sie schon sehr früh weitergewandert, vom südlichen Iran bis in die heutige Türkei.
Sehr früh gelangte sie auch in den Mittelmeerraum, denn schon 650 v. Chr. Bezeichneten die Griechen die Quitte als "mala cydonia" - Apfel aus Kydon, nach der auf Kreta gelegenen Stadt (heute Chania).
Die Verbreitung der Quitte verdanken wir den Römern. Bei ihnen galt die Quitte als Glücks- und Fruchtbarkeitssymbol. Jung vermaehlte Paare mussten im alten Griechenland und in Rom eine Quitte essen. Es hiess, dass eine Frau, die während der Schwangerschaft viele Quitten isst, schöne und intelligente Kinder zur Welt bringe.
Quitten wurden im alten Rom schon zur Parfümherstellung verwendet, was man gut verstehen kann, denn der Duft einer reifen Quitte ist wirklich einzigartig.
Tipp: legen sie eine reife Quitte als Duftspender in eine Schale; es ersetzt ihr Raumspray! Auch im Handschuhfach im Auto kann solch eine reife Quitte ihren angenehmen Duft verströmen.
_Sorten_ Weltweit gibt es um die 200 Sorten Quitten. Jedoch spielt die Quitte im heimischen Obsterwerbsbau eine eher untergeordnete Rolle. Die duftende Quitte war früher eine sehr wichtige Frucht, als man noch nicht mit so vielen Obstarten verwöhnt war wie heute. Man unterscheidet bei diesen hocharomatischen Früchten je nach Form zwischen Apfel- und Birnenquitten. Gelegentlich findet man auch die strauchfoermigen japanischen Zierquitten, die ebenfalls geniessbar sind. Der Unterschied liegt neben der Form in der Festigkeit des Fruchtfleisches und im Aroma. Die Birnenquitten schmecken milder, sind weicher und weisen deutlich weniger Steinzellen auf. Die Apfelquitten haben dagegen ein trocken-hartes Fruchtfleisch, sind von vielen Steinzellen durchsetzt und sind wesentlich aromatischer als Birnenquitten. Die flaumige Schale der unreifen Frucht wird bei zunehmendem Reifegrad glatt wie bei einer Birne. Birnenquitten sind in Deutschland die beliebtere Art.
_Gesundheit_ Schon für Hippokrates war die Quitte die "für Heilzwecke nützlichste Frucht". Die Quitte gilt auch heute als ernaehrungsphysiologisch ausgesprochen wertvolle Frucht. Auffallend hoch ist ihr Gehalt an Fruchtsäuren ( Apfel- und Weinsäuren ), Gerbstoffen und natürlich Pektinen, ein flüssiger Ballaststoff, der in unserem Verdauungssystem ein ganz wichtiger Bestandteil sein sollte. Quitten enthalten mehr Pektin als der Apfel. Durch die Quellwirkung des Pektins im Darm können Giftstoffe gebunden und eliminiert werden. Das ist der Grund, warum Quitten häufig gegen Durchfall verabreicht wurden. Pektine senken zudem den Cholesterinspiegel, normalisieren den Blutzuckerspiegel und beugen Darmkrebs vor. Auch beim Kaliumgehalt steht die Quitte noch vor dem Apfel. Ansonsten enthalten die Quitten noch reichlich Vit. C, Vitamine der B-Gruppe und natürlich ätherische Öle.
Quitten waren und sind Bestandteil der Naturheilkunde. Empfohlen wird frisches Kompott für Magen- und Halskranke. Aus den Samen der Quitte, auch Küttenkerne genannt, lässt sich Quittenschleim zubereiten. Dazu werden die ganzen Kerne (niemals zerstossene Kerne verwenden, weil sie Blausäure enthalten !!) mit wenig frischem Wasser gekocht. Der zähe Schleim kann für Umschläge bei Verbrennungen, Verbrühungen und rissiger Haut verwendet werden. Als "Hustenbonbons" leisten getrocknete Quittenkerne, einfach nur gelutscht, wirksame Dienste. Zerkauen sollte man die Kerne aber nicht, sie schmecken extrem bitter. Im Portugiesischen heisst die Quitte "marmelo", wovon das Wort Marmelade stammt. 100 Gramm Fruchtfleisch enthalten nur 38 Kcal.
Unsere heimischen Quitten eignen sich auf keinen Fall für den Rohverzehr, zu hart und zu säuerlich ist ihr Fruchtfleisch.
Aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehaltes wirken unsere heimischen Quitten sehr adstringierend. Aber es gibt in manchen südlichen und südöstlichen Ländern z.B. in der Türkei Sorten, die man wie einen Apfel aus der Hand essen kann. Die Sorte "Shirin", wird in der Türkei wegen ihres weichen Fruchtfleisches sehr gern verzehrt.
_Einkauf und Lagerung_ Geerntet werden Quitten meist im Oktober, in den Handel gelangen sie leider eher selten. Die Schale reifer Quitten sollte einheitlich goldgelb sein; auf unreifen Früchten findet man möglicherweise noch etwas Flaum. Quitten sind sehr schnell verdorben, wenn sie Druckstellen bekommen. Lagern sie die Quitten an einem kühlen, luftigen Ort, dann halten sie bis zu 8 Wochen. Bei einer längeren Lagerung verfärbt sich das Fruchtfleisch braun. Nicht mit Birnen, Äpfeln oder Gemüse einlagern, da der Geschmack beeinträchtigt wird.
_Zubereitung_ Aus kulinarischer Sicht erlebt die Quitte aufgrund ihres feinen Aromas derzeit eine Renaissance. Sie lässt sich zu Gelee, Marmelade und Mus verarbeiten.
In Spanien und Portugal werden aus dem Fruchtfleisch die beliebte "Dulce de Membrillo" oder "marmelo" hergestellt - ein Vorläufer der Marmelade, die wir heute aus vielen Früchten herstellen.
Persische Hausfrauen füllen ausgehöhlte Quitten mit gelben Erbsen, Hackfleisch und Zwiebeln.
Das harte Fruchtfleisch wird dazu am einfachsten im Dampfkochtopf verarbeitet: zuerst den weissen Flaum mit einem Tuch abreiben, Stiel und Fliege entfernen. Ganze Früchte im Dampfkochtopf 30 Minuten unter Druck kochen (nur erster roter Ring). Zugedeckt über Nacht stehen lassen; so wird das im Kerngehäuse enthaltene Pektin aktiv und die Früchte nehmen eine tieforange Farbe an. Das Kerngehäuse kann nun spielend entfernt werden, oder man passiert das gekochte Fruchtfleisch durch eine "Flotte Lotte" und erhält dann Quittenmark, das sich sehr vielseitig verwenden lässt.
Gekochtes Quittenmark lässt sich sehr gut in Eisbehältern tiefkühlen. Man kann das aufgetaute Mark mit Eiweiss, Sahne und etwas Gelatine zu einer Quittenmousse verarbeiten.
Mehr und mehr geschätzt werden sie auch , meist in Alkohol eingelegt, als Beilage zu Fleisch oder Wild. Aus Quitten wird auch Likör oder Schnaps hergestellt.
Rezepte: Quittentarte Quittenkonfekt Quitten in Weinbrand
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