Über drei Kilo Erdbeeren verzehren die Deutschen pro Kopf und Jahr, davon stammt die Hälfte aus Deutschland, die andere Hälfte wird importiert, vor allem aus Spanien. Nordrhein-Westfalen ist der grösste Erdbeererzeuger in der Republik, dicht gefolgt von Baden-Württemberg.
_Historisches zur Erdbeere_
Die Erdbeere, wie wir sie heute kennen, ist noch gar nicht so alt. Sie entstand erst vor ungefähr 250 Jahren. Sie stammt von der wilden Walderdbeere ab, die zwar ein wahrer "Aromaprotz" ist, aber nicht grösser als ein Fingernagel wird. Bei den Germanen galt die Erdbeere als Symbol für Sinnesfreuden, was ja durchaus verstaendlich ist. Französische Siedler fanden am St. Lorenz Strom in Kanada Erdbeeren, die nicht nur gut schmeckten, sondern auch von erstaunlicher Grösse waren. Diese "Scharlacherdbeere" wurde später mit der kugelförmigen "Virginia Erdbeere" gekreuzt. So wurden die beiden die Vorfahren aller grossen Erdbeersorten. Heute sind über 1000 verschiedene Sorten bekannt.
Der englische Namen der Erdbeere "strawberry" (Strohbeere) verweist auf die saugfähige und schneckenabweisende Strohschicht, die oft um die Pflanzen gelegt wird, um sie vor Feuchtigkeit und Schnecken zu schützen.
_Botanik_
Die Erdbeere ist eine sogenannte Scheinfrucht, genauer gesagt eine Sammelnussfrucht, da es sich bei dem roten Teil der Erdbeere genau genommen um die fleischig verdickte Blütenachse handelt. Die eigentlichen Früchte sind die kleinen gelben Nüsschen, die entweder auf der roten Haut sitzen oder in kleinen Vertiefungen eingebettet sind. Erdbeeren sind mit den Rosen verwandt und gehören zu den Sträuchern.
Aufgrund der Sortenvielfalt gibt es die Erdbeere in verschiedenen Grössen, Formen und Farbtönen. Das Aroma der saftreichen Frucht ist stark sortenabhängig, denn eine tiefrote Frucht garantiert leider noch keinen intensiven Geschmack. Mit der Transportfähigkeit der Früchte hat man leider auch das Aroma verändert; sie sind jetzt zwar haltbarer, aber weniger kräftig im Geschmack. 80-90% der Anbauflächen in Deutschland sind mit der Sorte "Elsanta" bebaut.
Es gibt auch ständig tragende Erdbeeren (remontierende Sorten), die kontinuierlich bis in den Herbst hinein Früchte tragen. Sie sind weniger süss als die Sommererdbeeren.
Die sogenannte "Monatserdbeere" stammt von der aromatischen Walderdbeere ab und ist in verschiedenen Sorten erhältlich. Sie eignet sich besonders gut als früchtetragende Zierpflanze in Töpfen oder Kübeln auf dem Balkon oder der Terrasse oder als guter Früchte spendender Bodendecker. Die wohlduftenden, nach Vanille schmeckenden Walderdbeeren gelangen kaum in den Handel; geringe Mengen kommen aus Frankreich und Spanien.
_Pestizidbelastung_
Leider sind immer wieder Meldungen über pestizidbelastete Erdbeeren zu hören. Was sollte man dazu wissen?
Die Erdbeere wird leicht von Fäulnis befallen, weshalb unter Erdbeerzuechtern der Einsatz von Herbiziden und Anti-Pilzmitteln sehr verbreitet ist. Erdbeeren gehören neben Bananen zu den meist gespritzten Obstsorten. Deutsche Erdbeeren gibt es in der Regel erst ab Juni. Wer sich für importierte Früchte entscheidet, muss damit rechnen, sich Pestizide oder Rückstandsmengen einzuhandeln, die für deutsche Produkte nicht erlaubt sind. Leider darf mit einer Ausnahmegenehmigung des Verbraucherschutzministeriums ausländisches Obst und Gemüse auch dann auf dem deutschen Markt verkauft werden, wenn die Pestizidgehalte über den bei uns geltenden Grenzwerten liegen. Deshalb kann nur immer wieder geraten werden, Obst möglichst saisongerecht einzukaufen und kontrollierte Freilandware zu bevorzugen.
_Gesundheit_
Auch wenn sie zu fast 90% aus Wasser bestehen, sind Erdbeeren ein gesundes und kalorienarmes Obst. Ein Schälchen mit 250 g hat etwa 100 Kalorien.
Leuchtend rote karotinreiche Farbstoffe schützen die Erdbeere vor zellschädigenden Substanzen und Bakterien und nach dem Verzehr schützen sie auch uns. Die zu den Polyphenolen gerechneten Phenolsäuren( Ellagsäure und Ferualsaeure) spielen bei der Hemmung von Tumorzellen eine wichtige Rolle. Bestimmte Gerbstoffe (Katechene) binden giftige Schwermetalle in unserem Darm und helfen bei Verdauungsstörungen.
Keine andere einheimische Frucht ist so reich an Mangan, einem Spurenelement, das im gesamten Stoffwechsel mitwirkt und bei der Produktion von Knochen- und Blutzellen beteiligt ist, Haare und Haut mit Farbpigmenten versorgt und auch die Bildung der Schilddrüsenhormone anregt.
Erdbeeren sind aussergewöhnlich reich an Folsäure, die sehr wichtig für unser Zellwachstum und die Blutbildung ist.
Nicht zu vergessen die vielen kleinen gelben Kernchen, die als wertvoller Ballaststoff fungieren. Selbst die Blätter und Wurzeln der Erdbeeren enthalten Wirkstoffe, die pharmakologisch genutzt werden; Tee aus Erdbeerblättern ist besonders Diabetikern zu empfehlen, da er positiv auf die Insulinresistenz wirkt.
Vorsicht: es gibt bei vielen Menschen allergische Reaktionen auf Erdbeeren (Mund- und Lippenbläschen).
_Einkauf_
Vorsicht bei importierten Erdbeeren! Auch tiefgefrorene Erdbeeren können erheblich belastet sein. Gehen Sie am besten selber pflücken in einem der vielen Selbstpflückfelder, denn dort können sie selbst ihre gewünschte Qualität ernten. Dabei können Sie auch gleich eine Geschmacksprobe machen, denn Farbe und Grösse sind kein Garant für gutes Aroma. Gute Qualität erkennt man am frischen Grün des Kelchblatts, an der unversehrt glänzenden Frucht ohne welke, rosa Stellen. Vergewissern sie sich beim Einkauf, dass die Früchte am Boden der Schale weder zerdrückt noch verschimmelt sind.
Am besten schmecken Erdbeeren so frisch wie möglich. Sie reifen nicht nach, deshalb kaufen Sie lieber öfter kleine Mengen als zu viel auf einmal. Sie lassen sich im Kühlschrank noch ein bis zwei Tage aufbewahren, wenn Sie vorher die schlechten entfernt haben.
Erdbeeren immer erst nach dem Waschen putzen, d. H. man kann sie mit einem Küchenpapier etwas trocken reiben und dann mit einer Drehbewegung die Stiele entfernen, sonst gehen leicht Saft, Aroma und Inhaltsstoffe verloren. Auch die ganzen Früchte erst kurz vor dem Verzehr zuckern, da sie sehr schnell Saft ziehen und weich werden.
Zum Einfrieren die Früchte auf ein Tablett auslegen und vorfrieren, dann erst abpacken. Zusätzliches Schockgefrieren verringert die Gefahr, dass sich zu grosse Eiskristalle in der Beere bilden, und verhindert, dass beim Auftauen die Früchte matschig werden. Wenn sie die Früchte später pürieren wollen, dann tun sie das lieber gleich - das spart Platz im Kühlschrank!
_Tipps_
Richtig reife Erdbeeren isst man am besten nur mit Sahne oder Crème fraîche. So überraschend es klingt: etwas gemahlener schwarzer Pfeffer oder Balsamico-Essig unterstreichen das Aroma. In geschmolzene Schokolade getaucht können Erdbeeren auch gut als Konfekt serviert werden. Die klassischen Erdbeeren "Romanov" sind frische, in Orangensaft oder Orangenlikör eingelegte Früchte.
Rezepte: Erdbeerkuchen mit Mandelfüllung Erdbeercroutons
Molke mit frischen pürierten Erdbeeren
html
ere1.rtf
|