Wer derzeit auf Wochenmärkten oder im Bioladen eine gelblich-weisse Wurzel entdeckt, hat wohl nicht immer einen Rettich oder eine Petersielenwurzel, sondern womöglich eine Pastinake vor sich. Im Mittelalter, bis ins 18. Jahrhundert, zählten Pastinaken zu den am häufigsten kultivierten Gemüsearten, besonders in den Wintermonaten. Sie spielten lange Zeit eine gewichtige Rolle im Haushalt und sind inzwischen wieder im Kommen.
Eine Petersilie tanzt mit einer Pastinake und allerlei Getier auf einem Tisch herum - natürlich nur auf einem Bild, in einem alten Kinderbuch mit dem Titel "Grossmütterchen Tatjana". Dazu gehört ein Reim, an den Vera Stabel sich gern erinnert.
O-Ton: Tanzet schlank wie eine Lilie Pasternak mit Petersilie, und die Rübchen stehen und staunen über solche tolle Launen.
Claudia Schlieckmann ist durch einen Bioladen auf den Geschmack gekommen.
O-Ton: Irgendwann entdeckte ich die Pastinake und ich hab# gedacht, ich probier es aus, und ich war absolut begeistert. Der Geschmack ist ein bisschen wie Möhre, es hat etwas von Sellerie und wie Petersilienwurzeln und ist ganz vielseitig zu gebrauchen.
Äusserlich sieht die Pastinake der Petersilienwurzel zum Verwechseln ähnlich. Was an dem hellen Wurzelgemüse so fasziniert, ist schnell gesagt: O-Ton: Das schmeckt wirklich fantastisch, das braucht man nur in die Pfanne zu werfen, das ist sofort gar. (C. Schliekmann) Am allerliebsten schmore ich das Gemüse mit Möhren und Zwiebeln.
Der süssliche Geschmack kommt besonders zur Geltung, wenn man Pastinaken in Öl anbrät. Die Wurzel eignet sich auch prima für Eintopfgerichte.
O-Ton: (Stabel) Sehr gut sind Möhren, Pastinak und Kartoffeln als Eintopf, das ist wirklich sehr aromatisch. Sie brauchen kaum Salz. Und dann ist das Gemüse auch salzig genug, und sie brauchen auch keine Sahnesosse und all diese Sachen.
Musik: mittelalterlich instrumentell
Aus heutiger Sicht wird man es kaum glauben: Aber bis zum 18. Jahrhundert war die Pastinake d a s Grundnahrungsmittel. Gunda Kraepelin vom Aktionskreis Altenberg: O-Ton: Die Pastinake war das am meisten angebaute Gemüse in Europa und hat den ganzen Stärkebedarf der Bevölkerung gedeckt - und des Viehs. Daher ja auch die Hammelmöhre, weil es die Basis war für das Futter im Winter, für das ganze Vieh.
Die Hammelmöhre, wie die Pastinake auch genannt wird, kam aus der Mode, weil die Kartoffel ihr den Rang ablief. Im direkten Vergleich zur Kartoffel ist die Pastinake natürlich viel eigenwilliger im Geschmack. Was heisst: nicht unbedingt mit allem kombinierbar. Und sie braucht deutlich länger, bis sie geerntet werden kann.
O-Ton: (Stabel) Die Kartoffel wächst in einem Jahr, oder die Fruehkartoffel teilweise in nur sechs bis acht Wochen. Die Pastinake ist eine zweijährige Pflanze, die macht im ersten Jahr nur eine Rosette und paar Wurzeln. Und im zweiten Jahr macht sie ne dickere Rübe und die Blüte.
Noch heute wird die Pastinake in Frankreich und England häufiger als hierzulande gegessen. Wenn auch nicht als Grundnahrungsmittel - sondern eher als Delikatesse. Weil Pastinaken süsslich schmecken, kommen sie auch bei Kindern gut an. Sagen wir in der Regel: Während die Enkel von Vera Stabel beherzt zugreifen, sind Claudia Schliekmanns Kinder ein bisschen skeptisch: O-Ton: Ich habe gedacht, die Kinder essen es gerne, weil es so süsslich schmeckt wie Möhre, aber dem ist nicht so. Ich glaube, es ist ihnen etwas unheimlich, dass ein Gemüse so intensiv und eben in der Mischung Sellerieartiges. Also, ihr Geschmack ist es leider nicht.
Rezepte: Pastinakenbratlinge mit Wirsingpüree Pastinakengemuese mit Sesamkartoffeln
ake. Pdf
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