Längst müssen wir nicht mehr um die Welt reisen, um neue Speisen kennen zu lernen.
Mit den Besuchern unseres Landes, Touristen, Durchreisenden, Migranten und Menschen, die in Deutschland auf welche Weise auch immer eine Heimat fanden, kamen auch Rezepte und Restaurants, ja ganze Viertel mit der Anmutung des Fremden und der Weite in unsere Städte. Wer heute nicht mehr auf Sauerkraut, Bratwurst oder Rollbraten mit Wirsinggemüse steht, der kann sich entscheiden, was es sonst sein soll. Die Bandbreite des Angebots der Küchen geht jetzt von türkisch über russisch, afrikanisch, asiatisch, mediterran, spanisch, indisch, vietnamesisch oder italienisch. Manche Küchen bieten eine Richtung an, wie mediterran, andere haben sich spezialisiert. Doch so gewohnt wie wir uns in dieser Vielfalt scheinbar auch bewegen, italienisch ist viel mehr als nur eine gute Pizza und chinesisch intelligenter als lediglich Gemüse aus dem Wok. In vielen Küchen geht es nämlich nicht nur um das, was gegessen wird, sondern auch um das Wie. Manchmal sogar um das Warum. In der asiatischen Küche sind beispielsweise Nahrungsmittel und ihre Kombination eine Philosophie und Grundsaeulen für Gesundheit von Seele, Leib und Körper.
Wir wollen uns in dieser Woche verschiedene Küche genauer betrachten und ihre Spezialitäten nachkochen bzw. Wieder ganz neu entdecken. Lassen Sie sich also von uns zu dieser kleinen Reise rund um den Erdball verführen und geniessen Sie die Inspirationen, die uns die verschiedenen Küchen auf unseren Stationen schenken.
_Mediterrane Küche_
Sonne, Mittelmeer, Fisch, Kräuter.... das klingt allein beim Lesen und Hören ungemein gesund und lecker. Genau das ist sie auch, die mediterrane Küche. Sie ist gesund, da frisch und lecker, da alle Zutaten wunderbar frisch und mit vielen Kräutern zubereitet werden. Eine Kost, die vielfältigen und intensiven Geschmack bietet: Fisch und Gemüse, Olivenöl und Knoblauch, Obst und Wein. Die einen lieben diese Küche aufgrund der Gesundheit, die anderen lieben die Leichtigkeit ihrer Speisen und wieder andere essen am liebsten mediterran, um sich mit jedem Bissen an Urlaube, Sonne und Strand zu erinnern. Mediterrane Kost ist fast so etwas wie der Liebling unter den internationalen Speisen, doch was versteht man darunter eigentlich genau? Im Grunde ist all das mediterran, das rund um das Mittelmeer gegessen wird. Deswegen sind die Speisekarten der etwa 18 Mittelmeerländer ein wenig gleich oder haben zumindest gleiche Elemente.
- Gesunde mediterrane Kost:
Es gibt in dieser Küche fünf Grundzutaten: Getreideprodukte, Gemüse, Obst, Fisch und Olivenöl.
Dabei handelt es sich um typische, einfache Nahrungsmittel, die vor Ort angebaut oder gewonnen werden - also keine langen Lieferwege oder Lagerzeiten! Allerdings kann auch diese Kost in mediterranen Ländern ungesund sein, nämlich dann, wenn die Zutaten von verwelkter oder zweifelhafter Qualität erstanden werden. Mediterran bedeutet: frisch, am besten mit drei Ausrufezeichen hinter diesem Wort. Frische ist das Geheimnis dieser Küche. Früher handelte es sich übrigens bei fast allen mediterranen Gerichten um die Kost von armen Leuten, also der Menschen, die einfach lebten und massvoll mit Nahrungsmitteln umgingen. Es wurde verzehrt, was die Natur dem Menschen schenkte: Fisch, unbehandeltes Fleisch, Früchte, Oliven... Alles schonend und aufbauend für den Körper, da naturbelassen zubereitet. Für Zucker und denaturierte Lebensmittel hatte diese Menschen kein Geld und es gab sie auch nicht zu kaufen. Da ihre Speisen sehr gut schmeckten, leicht waren und gleichzeitig sehr gesund, machten sich Köche und Ernährungsspezialisten an die Arbeit und erhoben sie zur "Sterne Küche". Inzwischen ernähren sich viele Menschen mit grosser Begeisterung nach der mediterranen Kochart.
Aber auch mediterrane Kost ist eine Lebenshaltung, die über die Küche und ihre Speisen hinaus geht. Gesund mediterran zu leben bedeutet auch, sich viel an der frischen Luft zu sein, mit Menschen die Zeit verbringen, Gespräche führen und Kultur erleben. Kaum eine Küche ist so mit Verbundenheit verknüpft. Ein Mensch in Rom, der zurückgezogen lebt und einsam seine Nudeln vor dem Fernseher isst, lebt nicht gesünder als ein Würstchen essender Single in Frankfurt! Und beide essen auf gar keinen Fall mediterran!
_Italienische Küche_
Mamma mia! Diese Küche ist wirklich mehr als nur Nahrungsaufnahme. Sie ist ein generalstabsmaessiger Akt, wird geplant, verworfen und von einer Mahlzeit zur anderen heiss diskutiert. Italienische Küche ist das, was man in Italien isst und das wiederum bedeutet, es handelt sich hier um eine Vielzahl von regionalen Küchen. Je nachdem, wo die Region liegt, kommen neue Zutaten zu den anderen dazu. Ausserdem hat jede Region ihre eigene Tradition. Historisch unterscheidet man vor allem zwischen der Cucina alto-borghese (die Kochtradition der höheren Stände vergangener Zeit) sowie der Cucina povera (der regionalen städtischen oder bäuerlichen Küche).
Auf was die italienische Küche komplett verzichtet, sind komplizierte und aufwändige Rezepte und Kombinationen. Die Küche ist schnell, frisch und die Grundprodukte bleiben oftmals gleich. Pasta, Tomaten, Oliven, Fisch, Gemüse, Kräuter, Gewürze und ein paar andere Zutaten mehr. Als Fleischprodukte sind Mortadella, Salami, Parmaschinken sehr beliebt. Favorit beim Käse bleibt natürlich der aus Parma. Dazu gibt es immer guten Wein und es ist egal, ob es sich um Tafelwein oder richtig teure Rebsorten handelt. Einfach ist bei dieser Küche erlaubt - nur gut muss es sein!
_Asiatische Küche_
Wenn es heisst "Gehn wir zum Chinesen?, " dann ist damit asiatische Küche gemeint. In den 70 er Jahren waren China-Restaurants der grosse Hit, heute hat sich auch die asiatische Küche schon längst spezialisiert und verfeinert. Nicht mehr allein Frühlingsrollen und Nudeln mit Huhn sind das, was sich die Verbraucher auf den Speisekarten wünschen, sondern es geht um Gemüse und Co mit feinsten Gewürzen abgestimmt. Asiatisch zu essen, kann vieles bedeuten. Auch die indische Küche ist asiatisch. Nicht zu vergessen, die vietnamesische, die immer öfter in Städten anzutreffen ist. Allen Küchen gemein ist das Kochen mit viel Gemüse. Doch auch hier geht die Nahrung und Zubereitung auf die jeweilige Landestradition zurück.
Es lohnt sich also auch einen Blick auf die Landestradition oder Philosophie zu werfen, um die Zusammenstellung der Speisekarte zu verstehen. Brot, Milchprodukte, Getreide und Reis findet man bei diesem Angebot eher selten. Dafür sind die Gerichte ganz besonders gewürzt und haben eine Richtung, die wir von der deutschen Speisekarte eher nicht kennen. Huhn süss-sauer, das gab es bei Oma nie - doch gerade das Spiel mit den verschiedenen Geschmacksrichtung und die Verwendung von Zutaten, die wir nicht kennen (Kokussnuss und Zitronengras), macht diese Küche so interessant und zu einer kleinen Reise. Es werden mit den Gewürze und Abfolge auch Energien angesprochen oder mit Feuer etwas angekurbelt. Etwas in Verruf gekommen sind lediglich die Köche, die ungebeten Glutamat in ihren Speisen verwenden. Auf diesen Geschmacksverstärker reagieren immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Allergien. Dabei braucht es bei der asiatischen Küche Geschmacksverstärker nicht, denn sie schmeckt auch ohne diese einfach wunderbar.
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