Durchschnittlich geben wir Deutschen gerade noch 2 Euro für eine Flasche Wein aus. Tendenz weiter sinkend. Immer mehr Wein wird bei den Discountern verkauft und auch die senken ihre Preise immer weiter. Es mag ein bisschen verblüffen, aber: es ist schwer, mehr als 5 Euro auszugeben, um einen Liter Wein zu erzeugen. Es ist ziemlich leicht, mehr auszugeben, um einen zu kaufen. Die direkten Kosten, um einen Liter Wein herzustellen halten sich in der Tat in Grenzen. Selbst wenn der Winzer niedrige Erträge in Kauf nimmt, um hohe Qualität zu erhalten, selbst wenn er teure Reben pflanzt und relativ viel Handarbeit macht. Er wird mit etwa 5 Euro auskommen. Dass es trotzdem viele Weine gibt, die teurer sind, das hat andere Gründe.
Der Weinpreis regelt sich eben über Angebot und Nachfrage. Deshalb kriegt ein Winzer nie das was er will, oder was er braucht, um seine Kosten zu decken. Sondern er kriegt eben in der Champagne das 10-fache für seine Trauben, wie ein Berufskollege an der Mosel oder auch aus einer anderen französischen Region. Derzeit ist Wein grundsätzlich weltweit ein Überschussprodukt. Deshalb sind die Weinpreise - ganz allgemein - niedrig. Nur wer als Anbieter in diesem übervollen Markt herausragt, der hat Chancen, mehr zu verlangen. Der Preis einer Flasche Wein setzt sich aus vielen Dingen zusammen - der Wein spielt dabei nur Eine Rolle. In jüngerer Zeit z.B. sind die Weine aus Chile immer günstiger geworden. Das hat damit zu tun, dass immer mehr Ware aus diesem Land per Tank nach Europa kommt und erst hier abgefüllt wird. Das ist etwas günstiger als der Transport von Wein in Flaschen. Und im unteren Preissegment geht es um Cent.
Zwei Beispiele, die - ganz realistisch - die Spannweite deutlich machen:
Auflistung / Billigwein / Nobelausgabe
Einkaufspreis Wein / 0, 75 Euro / 2 Euro Flasche / 0, 15 Euro / 1 Euro Korken / 0, 05 Euro / 0, 50 Euro Kapsel und Etikett / 0, 05 Euro / 0, 50 Euro Karton / 0, 03 Euro / 0, 60 Euro Summe / 1, 03 Euro / 4, 60 Euro
Die Unterschiede zwischen einem Press- oder Kunststoffkork und einem langem Qualitätskork oder die zwischen einem Verpackungskarton und einer Holzkiste können deutlich grösser sein, als die zwischen den Grundweinen.
Dann geht die Spirale aber erst los: Sie als Verbraucher zahlen die Marke - das wissen Sie bei vielen Produkten. Bei Wein ist das ähnlich. Grösse Kellereien wie Gallo oder Zenato oder Markenweine, wie sie alle heissen, vermitteln mit ihrem Namen die Sicherheit "einen guten Griff getan zu haben". Das machen sie durch Eigenkontrollen (damit schützen sie Sie und sich selbst vor bösen Überraschungen) aber das tun sie auch durch Werbung: Sie müssen das ja glauben!
Auf jeden Fall müssen Sie beides bezahlen. Die Marketingkosten können durchaus höher sein, als die Herstellungskosten für eine Flasche Wein. Schliesslich kommen noch Vertriebskosten dazu (der Handel will ja auch was verdienen) und Transportkosten (die vielleicht am meisten überschätzt werden, denn die Verteilung mit dem Lkw innerhalb von Deutschland ist dabei das teuerste, der ist für alle Wettbewerber gleich. Der Schiffstransport der Australier oder Chilenen hierher, der ist dagegen fast vernachlaessigbar).
Wirklich teure Weine rechtfertigen ihren Preis nie über solche Rechnungen. Sie sind unverwechselbar - oder haben den Nymbus unverwechselbar zu sein. Grosse Bordeaux-Weine sind sicherlich einzigartig und so rar, dass es mehr Menschen gibt, die das ermessen können, als es überhaupt Flaschen gibt. Deshalb sind sie teuer. Viele andere Weine sind einfach so gefragt, dass "man" sie einfach haben muss. Sie sind auf jeden Fall ja durch ihr Etikett unverwechselbar, ganz gleich, ob der Käufer das am Wein beurteilen könnte oder nicht. Ganz gleich: jedenfalls wird Wein in dem Moment zum Kult und entzieht sich der Logik.
Autor und Experte im Studio Werner Eckert
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