Was der Riesling den Deutschen, das ist der Veltliner den Österreichern. Es ist dies die Rebe, an der sich die Winzer messen und messen lassen müssen. Veltliner ist nur dort, aber dort sehr stark verbreitet. In den kleineren Nachbarländern (z.B. Tschechien, Slowakei, Ungarn) gibt es ein wenig davon. Aber in Österreich macht der Anbau ein starkes Drittel der gesamten Rebfläche aus.
_Geschichte_
Die Sorte ist wahrscheinlich sehr alt und wurde schon zur Römerzeit angebaut. Das vermutet man zumindest. Die Entwicklungsgeschichte liegt aber ziemlich im dunkeln. Der frührote Veltliner dürfte ein Grosselternteil sein. Erst im Jahr 1766 kann man die Sorte fassen. Da wird sie in Urkunden erwähnt. Allerdings unter ihrem alten Namen "Grüner Muskateller" (der in so fern verwirrend ist, als er weder mit dem Muskateller verwandt ist noch nach Muskataroma schmeckt). "Veltliner" als Bezeichnung setzt sich erst im 20. Jahrhundert richtig durch. Die Sorte begann zwar schon Anfang des 19. Jahrhundert den bis dahin vorherrschenden Heunisch, eine Massenträgersorte, zu verdrängen, aber ihre grosse Zeit kam erst vor rund 60 Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Einführung der Reberziehung nach Lenz Moser (weniger Stöcke pro Weinberg, hohe Stämme, die an Drahtrahmen festgemacht werden, Zapfen- oder Kordonboegen) brach sich der Veltliner erst richtig Bahn. Allerdings zunächst und vor allem auch wegen seiner hohen Erträge.
_Ansprueche_
Veltliner stellt keine grossen Ansprüche an den Boden. Es darf nur nicht zu trocken oder zu nass sein. Allerdings spiegeln die Weine den Boden auch deutlich wieder: Sie sind auf den schweren Böden des Weinviertels anspruchslos, in der Wachau auf Granit und Gneis gewaltig und aromastark und im Krems- und Kamptal auf Loess leichter aber auch eleganter. Die Sorte reift spät und braucht deshalb - ähnlich wie der Riesling- einen milden, langen Herbs, um wirklich grosse Weine zu bringen.
_Der Wein_
Veltlinerweine haben ein ausgeprägt würziges Bukett, getragen von einer feinen Zitrus-Säure und dem charakteristischen Ton von frisch gemahlenem, weissen Pfeffer. Die Österreicher nennen das das "Pfefferl". Dazu kommen - vor allem in der Jugend - eine knackige Säure und die Frucht von Pfirsichen. Ähnlich wie der Silvaner können die Weine des Veltliners aber auch vegetabile Noten entwickeln (von Spargel über Linsen bis grüne Bohnen). Wie der Riesling gibt es Veltliner in vielen Qualitätsstufen. Vom jungen, frischen Heurigen ohne grossen Anspruch bis zum hochwertigen Wein (meist trocken, seltener edelsüss). Die Sorte kann auch gut lagern und entwickelt dabei in guten Fällen ein schönes Mandel-Aroma. Die Weine passen sich beim Essen vielen Gerichten gut an, weil sie genug Substanz und Schmelz mitbringen und keine zu ausgefallene Aromatik haben.
Grüner Veltliner hat sich in den vergangenen Jahren im Export gut behauptet. Als Grue-Ve in Münchens Schickeria-Kneipen oder auch als Gruvee (was wie groovy klingt) in Gross-britannien. Der Erfolg erklärt sich zum Teil durch Vergleichsproben mit Top-Journalisten, die Veltliner gegen grosse französische Chardonnays probierten und bei denen die Veltliner besser abschnitten.
Autor und Experte im Studio: Werner Eckert
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