Demnach ist Südtirol oder auch das benachbarte Trentino die Urheimat der Sorte, wenngleich sie dort Vernatsch heisst. Über die Alpen brachten sie die Römer, zuerst an die Bergstrasse und in die Pfalz. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie auch in Württemberg heimisch und die deutsche Sortenbezeichnung "Blauer Trollinger" etablierte sich in dem Gebiet, wo der Trollinger noch heute eine der Hauptrebsorten darstellt.
_Bedeutung_
Hektar und erreichte damit eine Verbreitung auf etwa 2.500 Hektar.
Über das letzte Jahrzehnt hielt sie sich fast unverändert auf diesem Niveau, aktuell sind es etwas mehr als 2.500 Hektar. In Württemberg ist der Trollinger die meistangebaute Rotweinsorte vor Schwarzriesling und Lemberger. Trollingerweine findet man bei Betrieben ausserhalb Württembergs so gut wie keine (der ein oder andere Pfälzer oder Badener hat sie im Programm), nur 30 Hektar - so verrät die Statistik - liegen nicht in Württemberg. Die Konzentration auf eines der südlichsten deutschen Anbaugebiete hat einmal klimatische Gründe, da die Rebe eine lange Vegetationsperiode zur Reife benötigt. Zudem haben sich die Weine zu einem "schwäbischen Nationalgetränk" entwickelt.
_Anbau_
Am wohlsten fühlen sich die Trollinger-Reben auf warmen Böden, insbesondere auf Keuper oder auf Muschelkalkformationen. Die späte Reife noch nach dem Riesling erfordert eine sehr gute Lage, die zudem möglichst frostfrei sein sollte. Trollinger ist eine ertragreiche Sorte mit Erträgen von 100 hl/ha; somit kann sie auch auf armen Böden stehen und in weitraeumig angelegten Weinbergen gedeihen. Das Mostgewicht bleibt meist im Qualitätsweinbereich, 70 °C Öchsle sind es im Mittel. Und die Säure fällt mit 7 bis 10 Promille für einen Rotwein ungewöhnlich hoch aus.
_Ausbau/Geschmack_
Die meisten Weine bauen die Kellermeister zu frischen, kernigen und bodenständigen Tropfen aus. Eine gewisse Restsüsse verleiht den harmonischen Trinkweinen zusätzliche Süffigkeit. Weine höherer Prädikate sind selten. Die leichten, rassigen Weine benötigen keine mehrjaehrige Lagerung, sondern sind im Jahr nach der Ernte trinkreif. Ihr feinblumiger Duft verrät einen zarten Muskatton oder auch ein Wildkirschenaroma. Meist präsentieren sich die Weine im Glas in einem hellen Rot, in guten Jahren auch rubinrot. Auch Weissherbst wird angeboten. Zudem ist der Verschnitt mit Lemberger weit verbreitet. Und die saftigen Beeren sind als Tafeltrauben beliebt.
_Genuss_
Es versteht sich von selbst, dass ein Wein, den viele Konsumenten nahezu täglich trinken, eine hohe Bekömmlichkeit besitzt. Der Konsumwein wird gerne zur deftigen Brotzeit genommen, passt aber auch gut zu einem Stück hellem Fleisch oder zu neutralem Frischkäse.
Experte im Studio: Frank Kaemmer, Weinbuchautor
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