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Kochgeschichten aus Notzeiten (Info)
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die Zutaten:
Info
 Von Marion Schmidt
die Zubereitung:

Lebensmittelmarken, Schwarzmarkt, Truemmerlandschaften - diese Worte erinnern an Hunger und Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre, als ein paar Kartoffeln und etwas Brennholz wie Kostbarkeiten gehandelt wurden. Während die Männer im Krieg waren, mussten die Frauen zu Hause den Alltag organisieren. Aus dem Wenigen, was es für Marken gab oder was man irgendwo ergattern konnte, wurden die spärlichen Mahlzeiten zubereitet.

_Alte Angewohnheiten bleiben_

Die älteren Jahrgänge sind auch heute noch geprägt von den Erfahrungen dieser Zeit. Vielen Senioren fällt es nach wie vor schwer, etwas wegzuwerfen: Brot wird beispielsweise aufgegessen, auch wenn es bereits hart und trocken ist. Marmelade mit einer Schimmelschicht landet nicht gleich im Müll, sondern der Schimmel wird einfach nur abgekratzt. Aus alten Handtüchern werden automatisch Putzlappen geschnitten. Die wohlgenaehrten Enkel der "Truemmerfrauen" können das Verhalten oft nicht nachvollziehen, der Alltag von damals ist kaum mehr vorstellbar.

_Buch voller Erinnerungen_

17 Kölner Seniorinnen haben ihre Erinnerungen aufgeschrieben, um ihre lebendigen Erfahrungen weiterzugeben und authentische Geschichten aus einer Zeit zu erzählen, in der es fast nichts zu kaufen gab. Das kleine, liebevoll gestaltete Buch trägt den Titel "Als wir noch schön und hungrig waren". Darin berichten die Damen von einer Jugend in schwierigen Zeiten. Sie erzählen, wie sie ihr Leben damals organisiert und manchmal sogar genossen haben. Es sind Geschichten von Hunger und Not, aber auch vom Erfindungsreichtum der Frauen, wenn es darum ging, etwas auf den Tisch zu bringen.

_Meisterinnen der Improvisation_

Lotti Hinz beispielsweise schildert ihre Hochzeit in Kriegszeiten, zu der es einen improvisierten Hochzeitskuchen gab. Braut und Bräutigam haben seinerzeit bei den Messerschmidt-Flugzeugwerken gearbeitet. Als Lottis Verlobter im Frühjahr 1945 plötzlich eingezogen wurde, beschlossen sie, noch schnell zu heiraten. Die Trauung musste in der Mittagspause stattfinden.

Für den Abend hatte das frisch gebackene Ehepaar ein paar Kolleginnen eingeladen, denn irgendwie sollte das junge Glück wenigstens ein bisschen gefeiert werden. Aber was sollte man den Gästen schon anbieten? Die Braut inspizierte die mageren Lebensmittelvorraete und beschloss, aus dem Wenigen einen Kuchen zusammenzuruehren. Das Kakaopulver wurde durch Malzkaffee ersetzt, er gab dem Teig die dunkle Farbe und die Illusion von Schokolade. Die Ersatzsahne, die den schlichten Kuchen zur festlichen Torte machte, bestand aus einer aufgeschlagenen Pampe aus Magermilch und Mehl.

_Kleidung statt Lebensmittel_

In der Nachkriegszeit war für die meisten der "Punkt Null" erreicht. Der Grossteil der Bevölkerung hatte absolut nichts mehr, weder zu essen noch zu heizen, noch genug anzuziehen. Ingeborg Niesen hatte immerhin das grosse Glück, sehr schnell ihren Traumjob zu finden - eine feste Stelle als Zeitungsvolontaerin.

Damit war die Zeit des Hungers für die junge Frau aber nicht beendet. Mit knurrendem Magen stand die angehende Lokalredakteurin vor der Entscheidung, ob sie ihr erstes spärliches Gehalt in Lebensmittel oder in einen neuen Mantel investieren sollte. Eitelkeit und Ehrgeiz siegten: "Wenn man rausgeht und Leute befragte, sollte man schon Garderobe haben. Deshalb musste der Wintermantel her."

_In Notzeiten von der Zukunft träumen_

Mit ihren Alltagsgeschichten wollen die 17 Kölner Seniorinnen nicht nur erzählen, wie sie mit der Misere dieser Jahre fertig wurden. Sie wollen auch zeigen, dass sie damals junge Frauen waren, die von der Zukunft träumten und - trotz aller Not - leben wollten. Auf der Rückseite des Buches wird der Musiker und ehemalige Altenpfleger Gerd Koester zitiert, der offenbar beeindruckt war von der Art, wie die Frauen ihre Geschichten erzählen: "Dieses Buch ist wie eine gute, alte Blues-Platte: schlicht ergreifend, weder beschoenigend noch bejammernd, sondern trostspendend und lebensfroh."

_Die Hochzeitstorte, wie sie von Lotti Hinz im Buch beschrieben wird_

"Ich hatte: ein Ei, eine Tasse Zucker, eine Tasse Griess, eine Tasse Mehl, eine Tasse Milch, eine Tasse Malzkaffee (wegen der braunen Farbe, die Schokolade vortaeuscht) und etwas Backpulver oder Hirschhornsalz. Das Ei wurde mit dem Zucker schaumig gerührt, dann wurden die anderen Zutaten untergemengt. Gebacken hat ihn mir meine Wirtin, da ich auf meinem Zimmer in der Pension ja keinen Herd hatte. Der Kuchen wurde durchgeschnitten, und der letzte Rest Marmelade, die ich noch hatte, dazwischen geschmiert. Der grösste Luxus war dann die , Schlagsahne’, die aus ½ Liter Magermilch, 3 Esslöffeln Mehl, 3 Esslöffeln Zucker zubereitet wurde. Rezept: Mehl mit Milch zu einem Brei kochen und in einer Schüssel über Nacht stehen lassen, Zucker dran und eine halbe Stunde schlagen."

_Weitere Infos zum Buch_


Anmerkungen zum Rezept:
keine