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Eiswürfel im Test (Info)
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die Zutaten:
Info
 Von Anja Dannenberg
die Zubereitung:

Nichts ist in einer Kneipe schlimmer als ein lauwarmer Drink. Deshalb - und weil es nett aussieht - werden die meisten Erfrischungsgetränke und Longdrinks mit Eiswürfeln serviert. Doch was die Gäste dann im Glas vor sich haben, ist oft wenig appetitlich. Hygienische Mängel bei der Eiszubereitung, unsauberes Wasser und schmutzige Eiswürfel sind keine Seltenheit. Sollte man deshalb besser auf Drinks "on the rocks" verzichten? Servicezeit: Essen & Trinken hat die Eiswürfelqualitaet in Lokalen in Nrw untersucht.

_Ungewoehnliche Kneipentour_

Unsere Tester machten für den Stichproben-Test eine ungewöhnliche Kneipentour: In Aachen, Köln, Bochum und Essen besuchten sie 20 Cafés, Lokale, Biergärten und Fast-Food-Filialen, um hier Eiswürfelproben zu ziehen. Sie bestellten sich jeweils ein Getränk und dazu ein Glas mit Eiswürfeln extra. Diese wurden dann unauffällig in einen steriles Probengefaess gefüllt und sofort tiefgekühlt zum Labor transportiert. Hier wurde getestet, ob es die Gastronomen mit Sauberkeit und Hygiene ganz genau nehmen. Untersuchungsleiter Dr. Jörg Wehr hatte verschiedene Keime im Visier, die auf und in Eiswürfeln nichts zu suchen haben.

_Suche nach unappetitlichen Keimen_

Im Labor wurde zunächst für jede Probe die Gesamtkeimzahl (Kbe/ml) ermittelt. Um einen möglichst guten Überblick über die auf den Eiswürfeln vorhandene Bakterienflora zu bekommen, wurde die Keimzahl in zwei verschiedenen Temperaturzonen bestimmt, einmal bei 22 °C und einmal bei 36 °C.

Zusätzlich wurden alle Eiswürfelproben auf folgende Bakterienarten untersucht: Eitererreger (Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa) und Bakterien aus dem Intestinaltrakt, die als Indikatoren für Faekalverschmutzung gelten (Escherichia coli, Enterokokken, coliforme Bakterien).

_Bewertung nach Trinkwasserverordnung_

Eiswürfel werden in der Gastronomie zur Dekoration und zusätzlichen Kühlung von Getränken verwendet. Sie werden damit definitionsgemaess selbst zum Lebensmittel und müssen aus hygienischer Sicht denselben Anforderungen genügen, die an ein einwandfreies Lebensmittel zu stellen sind. Eiswürfel werden üblicherweise aus Trinkwasser hergestellt. Für Trinkwasser gelten die Regelungen der Trinkwasserverordnung. Diese wurden nun auch bei der Eiswürfel-Untersuchung als Bewertungsmassstab zugrunde gelegt. Untersuchungsleiter Dr. Jörg Wehr: "Es dürfen in 1 Milliliter Eiswürfelwasser nicht mehr als 100 Keime vorkommen. Und es dürfen E.Coli, coliforme Keime, Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa in 100 Milliliter nicht gefunden werden."

_Darmbakterien im Eis_

Es herrscht also eine Nulltoleranz für diese zuletzt genannten Keime, aber dennoch fand das Labor sie haufenweise. Pseudomonaden wurden nachgewiesen und auch Bakterien aus dem Darm. In einigen getesteten Betrieben wurde uns mit den Eiswürfeln sogar ein Cocktail von mehreren verschiedenen Darmbakterienarten serviert. Beim Verzehr solcher Eiswürfel ist für empfindliche Personen eine gesundheitliche Gefährdung nicht auszuschliessen.

Insgesamt ist das Ergebnis unserer Stichprobe ziemlich unappetitlich: Von 20 Eiswürfelproben sind nur sechs mikrobiologisch einwandfrei. 14 Proben, also rund zwei Drittel, sind wegen überhöhter Keimzahlen zu beanstanden.

Die genauen Testergebnisse finden Sie hier!

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_Deutliche Hygienemaengel_

Es ist nicht auszuschliessen, dass wir bei den getesteten Lokalen einen "schlechten Tag" erwischt haben. Die unappetitlichen Testergebnisse sind dennoch ein Indiz dafür, dass es in den Betrieben mit der Sauberkeit nicht so genau genommen wird. Dr. Jörg Wehr: "Es weist hier auf Mängel in der Hygiene hin, entweder in der Betriebshygiene oder in der Personalhygiene, sodass im Verlauf der Verteilung der Eiswürfel oder bei der Aufbewahrung der Eiswürfel möglicherweise Probleme entstehen, die zum Ansteigen der Bakterienzahlen führen."

Sorgfältiges Händewaschen nach dem Besuch der Toilette sollte für Kellner und Barkeeper eigentlich selbstverständlich sein. Auch saubere Gläser sollte der Gast erwarten dürfen. Doch leider werden diese nicht überall ausreichend gereinigt. Daher lauert hier eine weitere Quelle für unerwünschte Keime, die sich auf den Inhalt übertragen können. Dr. Jörg Wehr: "Also, wenn die Gläser nicht einwandfrei gereinigt wurden, können natürlich auch Keime an den Gläsern haften, die wir dann bei den Eiswürfeln mit nachweisen." Daher gilt: Vor dem Trinken vergewissern, ob das Glas sauber ist.

_Verkeimtes Leitungswasser?_

Trinkwasser zählt in Deutschland zu den am stärksten kontrollierten Lebensmitteln überhaupt. In den Wasserwerken herrschen strenge Hygienevorschriften. Aber dennoch kann auch das Wasser aus der Leitung mit Keimen belastet sein. Oftmals sind die Rohre in den Häusern alt, hier könnten sich Ablagerungen gebildet haben. Dr. Jörg Wehr: "Die Gastronomen sollen wenigstens einmal im Jahr ihr Leitungswasser überprüfen. Ob das also auch den Werten der Trinkwasserverordnung entspricht. Von der Wasseruhr bis zum Auslaufhahn sind sie nämlich selbst verantwortlich. Und sie sollten überprüfen, ob der Reinigungs- und Hygieneplan für den Eiswürfelbereiter auch eingehalten wird."

_Grenzwerte zu streng?_

Ist es wirklich Nachlaessigkeit bei der Hygiene oder sind die Grenzwerte für diese Keime vielleicht zu streng angesetzt, um eingehalten werden zu können? Dr. Jörg Wehr: "Dass es geht, beweisen ja die sechs Proben, die nicht beanstandet wurden, sodass man auch erwarten kann, dass die anderen Gaststätten dazu in der Lage sein müssten." Von den 20 Betrieben in unserem Stichprobentest, haben wir nur hier einwandfreie Eiswürfel serviert bekommen: Im Café Solo in Essen; in Köln im Café Woyton am Hohenzollernring, bei Burger King an der Raststaette Ohligser Heide Ost, in Aachen in der Nudeloper, im Starbucks Coffee am Markt sowie bei der McDonald’s-Filiale auf der Juelicher Strasse.

_Behoerden kennen das Problem_

Die Lokale, die es mit der Hygiene genau nehmen, scheinen in der Minderzahl. Unser Stichprobentest zeigt: Die Chance auf einwandfreie Eiswürfel liegt im Schnitt nur bei mageren 30 Prozent! Die Behörden kennen das Problem seit Jahren. Für Hans Peter Winkels vom Verbraucherschutzsamt in Köln geht es dabei aber um mehr, als nur um Eiswürfel: "Wenn Eiswürfel zu beanstanden sind, ist das oft ein Zeichen dafür, dass die sonstigen hygienischen Verhältnisse in diesem Betrieb nicht einwandfrei sind. Es werden in so einem Betrieb nicht nur Eiswürfelproben gezogen, sondern der Betrieb wird insgesamt kontrolliert. Und wir haben festgestellt, wenn in einem Bereich Missstände sind, dann sind sie auch oft in vielen anderen Bereichen des Betriebes zu finden."

_Was wird getan?_

Wie reagieren die Behörden, wenn ein Betrieb negativ auffällt? Hans Peter Winkels: "Also die Massnahmen sind: eine Verwarnung aussprechen, ein Bussgeldverfahren oder ein Strafverfahren einleiten. Und das hängt von verschiedenen Faktoren ab, welches Verfahren eingeleitet wird: Handelt es sich um Vorsatz, um Fahrlaessigkeit? Wie ist die Schwere der Tat, ist das ein Wiederholungstaeter?"

Doch diese Massnahmen sind scheinbar wenig effektiv. Noch nicht in jedem Lokal ist der Einsatz von Eismaschinen und Eiszangen selbstverständlich. Ein kritischer Blick über die Theke lohnt sich also auf jeden Fall. Wenn es hier sauber ist, kann man davon ausgehen, dass sich der Wirt auch um die allgemeine Hygiene kümmert.

Dennoch unser Tipp: Getränke aus dem Kühlschrank sind ohnehin kalt genug - da kann man auch gut auf das Eis verzichten. Drinks "on the rocks" sind höchstens etwas für diejenigen, die nicht besonders empfindlich sind.

Moderator Christoph Tiegel im Gespräch mit Ernährungsexpertin Anja Dannenberg

Christoph Tiegel: Überrascht Sie das Test-Ergebnis?

Anja Dannenberg: Nein, denn das negative Testergebnis ist kein Einzelfall. Es reiht sich ein in eine Vielzahl von ähnlich schlechten Untersuchungsergebnissen der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Die Behörden kennen das Problem seit Jahren, doch ihre Massnahmen, wie beispielsweise Schulungen, Bussgelder oder strengere Kontrollen, sind bislang wenig effektiv.

Christoph Tiegel: Uneffektive Kontrollen? Wie kann das sein?

Anja Dannenberg: Die Kontrollen selbst sind okay. Die Anzahl reicht einfach nicht aus. Die Behörden schaffen es aufgrund des Personalmangels nicht, mehr Kontrollen durchzuführen. Sie sind schlicht überlastet, auch das ist schon länger bekannt. Die Gelder werden weniger, die Aufgabenbereiche grösser.

Christoph Tiegel: Wie sorgt man denn für Hygiene bei selbst hergestellten Eiswürfeln?

Anja Dannenberg: Zunächst müssen natürlich die Formen sehr sauber sein. In der Regel kann man sie auch in der Spülmaschine oder unter sehr heissem Wasser waschen. Auf keinen Fall halb leere Eiswürfelbehälter einfach wieder auffüllen - das Waschen zwischendurch nicht vergessen! Ausserdem sollten die Würfelbehaelter möglichst nicht offen zwischen andere Tiefkühlprodukte gestellt werden, damit deren Verpackungen nicht das Wasser berühren. Unschoen ist es auch, wenn aus offenen Verpackungen zum Beispiel einzelne Kräuter oder Panade von den Fischstäbchen herauspurzeln - genau in das Wasser.

Christoph Tiegel: Gibt es nicht auch verschliessbare Eiswürfelgefaesse?

Anja Dannenberg: Ja, ein guter Tipp. Praktisch und hygienisch sind zum Beispiel auch Eiswürfelbeutel, in die man Wasser einfüllt, das sich dann auf verschiedene Kammern verteilt.

_Weitere Tipps und Wissenswertes zum Thema Eiswürfel_

* Richtig schöne Eiswürfel bekommt man, wenn das Wasser vorher abgekocht wird. Sehr dekorativ sind Eiswürfel mit eingefrorenen Kräuterblättchen oder Beeren.

* Bei Eiswürfeln gilt: Je grösser, desto besser. Je feiner das Eis, um so schneller kühlt es zwar zunächst, aber um so mehr und schneller verwässert es auch den Drink.

* Wer seinen Drink überhaupt nicht verwässern möchte, der kann seine Eiswürfel auch aus Fruchtsaft herstellen, zum Beispiel aus Orangensaft. Das erhält nicht nur den Geschmack des Getränks, sondern sieht auch besonders ansprechend aus.

* Eine weitere Möglichkeit, Getränke pur zu geniessen, sind Eiswürfel aus Plastik. Die mit Kühlflüssigkeit gefüllten Kugeln oder Formen sind praktisch und immer wieder verwendbar. Sie müssen aber nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt werden.

* Eiswürfel sollen einfache Erfrischungsgetränke kühlen, werden aber auch zum Mixen von Cocktails verwendet - hier gibt es unterschiedliche Ansprüche. Fizzes und viele Longdrinks werden beispielsweise oft mit "crushed ice", also zerstossenem Eis, serviert. Crushed ice kann man leicht selber herstellen, in dem man Eiswürfel in ein Küchentuch wickelt, zu einem Säckchen zusammenfasst und dann mit Löffel oder Holzhammer zerschlägt. Noch feineres Eis, "cobbler ice", muss zerrieben, "shaved ice" geschabt werden.

_Link_

Lebensmittelüberwachung - Kontrolleure schlagen Alarm


Anmerkungen zum Rezept:
keine