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Ich habe leider gar nichts im Hause ...
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die Zutaten:
König Kochbuch 3
 notiert: M.Peschl
die Zubereitung:

Sicher gehört es auch zu Ihren Kindheitserinnerungen, liebe Hausfrau, dass Ihre Grossmutter (oder war es eben Ihre Tante?) eine Porzellan- oder Blechdose verwahrte, die, für fremde Hände unerreichbar, einen Platz in der spiegelblanken Speisezimmerzimmerkredenz hatte. Diese Schachtel war stets mit einem herrlichen Gebäck, Kipfeln, Waffeln, Keks oder Anisscharten gefüllt, duftete verführerisch, und kam man zu Besuch und war brav gewesen, durfte man sich daraus bedienen. Diese Dose wurde niemals leer, denn Grossmutter oder Tante sorgte stets dafür, dass sie wieder gefüllt wurde. Sie stand dann in der Küche und bereitete nach ureigenem und sorgsam gehütetem Spezialrezept "ihre" Keks oder Waffeln oder Brezeln, damit man doch etwas im Hause habe.

Es war eine gute alte Sitte, immer drauf gerüstet und vorbereitet zu sein, einem unerwartet einkehrenden Besuch etwas anbieten zu können. Die Ursprünge dieser Sitte reichen weit in unsere Geschichte zurück. Das Gastrecht wurde in unseren LAnden immer hochgehalten. Es war auch in den unruhigen Jahrhunderten eine Art Selbsthilfe der Bevölkerung.

Es gab wenig Gasthaeuser, die Reise musste zu Pferde und später in der auch nicht gerade bequemen Postkutsche gemacht werden, und der Reisende war gezungen, Station in befreundeten Häusern zu machen. Um solchen Gästen Speise und Trank reichen zu können, musste Küche und Keller immer gut gerüstet sein. Die zunehmende Sicherheit der Strassen und die besseren Verkehrsverhaeltnisse bewirkten zwar, dass die absolute Notwendigkeit, dem Gast Quartier, Speise und Trank oft sogar für mehrere Tage zu bieten, fortfiel. Die Sitte aber, dem Besuch etwas anzubieten, hat sich erhalten, und es war vornehmlich kleines, süsses Gebäck, das jede Hausfrau für solche Fälle anfertigte.

Früher hatte es die Hausfrau nicht so bequem wie heute. Es wurde ihr nicht in Kaufmannslaeden und Konditoreien jene Fülle von fertigem Backwerk angeboten, in der wir heute auszuwählen gewohnt sind. Und wäre es auch so gewesen, vielleicht hätte sie trotzdem ihre eigenen Keks oder Kipfel gebacken. Denn sie war in einem Sinne sparsamer und im anderen Sinn wieder verschwenderischer als moderne Frauen. Sie war sparsam und gab keinen Groschen für Dinge aus, die sie selbst herstellen konnte. Und sie ging verschwenderischer mit einem um, mit dem die jetzige Hausfrau sehr geizen muss, mit der Zeit.

Wir haben heute alle keine Zeit. Das ist eine Krankheit unseres Jahrhunderts. Es bleibt uns nicht die Ruhe und Musse, unser Leben ruhiger zu verbringen und auch auf angenehme Augenblicke gerueset zu sein. Ohne Grund sich hinzustellen und Backwerk nur "für den Fall" zu machen, wie wenig Hausfrauen tun das doch heute! Die meisten von ihnen verlassen sich darauf, dass der Kaufmann gleich um die Ecke ja doch ganz gute Keks hat, die man schnell holen könnte. Diese Fertigwaren sind selbstverständlich notwendig. Sie sind gut und ausgezeichnet. Doch trotzdem und mit allem schuldigen Respekt vor der Arbeitsueberlastung der Hausfrau: wäre es nicht doch gut, sich ein wenig von jenen früheren, gemütlichen Hausfrauentraditionen anzueignen? Was war es doch für eine liebe, nette Sitte, immer etwas Selbstgebackenes im Hause zu haben! Da gab es Hausfrauen, die berühmt für ihre Vanillekipferln waren, woanders waren es die unübertrefflich zubereiteten Anisbögen und wieder in einem anderen Haus musste man einmal zu Besuch gewesen sein, um die ganz besonders guten, feinen Lebkuchen gekostet zu haben.

Für alle jene Hausfrauen, die, durch diese Betrachtungen angeregt, beabsichtigen, einen kleinen Vorrat an Backwerk anzufertigen, ist dieses kleine Kochbuch eine wahre Fundgrube von Ideen und Möglichkeiten. Das König-Bilderrezept-Kochbuch Nr 3 ist ganz dem kleinen Backwerk gewidmet und bringt 47 verschiedenartigste Rezepte.

Bei der Zusammenstellung und Ausarbeitung der guten König-Rezepte wurde immer auch den Erfordernissen der modernen Küche Rechnung getragen. Die Rezepte sind so erdacht, dass sie nur eine geringe Arbeitszeit beanspruchen und trotzdem einwandfrei gelingen. Sie sind auch, was die Zutaten betrifft, meist so gehalten, dass die Haushaltskasse nicht zu sehr beansprucht wird. Neben einfacheren und wirklich sehr billigen Rezepten finden sich aber auch feinere Backwerkarten, kurz, es ist für jeden Geschmack das Richtige enthalten.

Wenn die Hausfrau nun darangeht, kleines Backwerk zum Aufheben zuzubereiten, muss sie schon bei der Auswahl des Rezeptes darauf Rücksicht nehmen. Zum Aufheben eignet sich selbstverständlich nur dauerhaftes, trockenes Gebäck. Süssigkeiten mit Cremefüllungen oder auch mit Obstbelag gehören nicht dazu. Die Untertitel unter den hier angeführten Rezepten geben in diesen Fällen der Hausfrau wertvolle Hinweise. Bevor man Backwerk in Dosen verschliesst, muss es ganz ausgekühlt sein, sonst hält es sich nicht und wird unansehnlich. Und schliesslich ist in dieser Sache noch eines zu bedenken: Grossmutter verschloss ihren Backwerkschatz ängstlich vor allen Unberufenen. Hüten auch Sie, liebe HAusfrau, Ihr Gebäck zum Aufwarten. Stellen Sie es an einen luftigen, trockenen Platz, in einer gut verschliessbaren Dose, dorthin, wo Kinderhände sie nicht zu erreichen vermögen. Sonst haben Sie schliesslich trotz König-Bilderrezept-Kochbuch und trotz Mühe und Fleiss wieder "nichts im Hause". Abschliessend wünschen wir Ihnen noch eines: Immer nur recht angenehme unverhoffte Besuche!


Anmerkungen zum Rezept:
keine